In diesem Jahr geht es in meiner Kolumne bis zur Sommerpause um den Schmerz – insbesondere um die Volkskrankheit Rückenschmerzen. Im Februar habe ich Sie mit dem physiotherapeutischen Ansatz aus Schweden vertraut gemacht: „Freude an der Bewegung“. Tatsächlich hilft das „Medikament Bewegung“ meist nachhaltiger als Schmerzmedikamente – nicht nur wegen der nicht vorhandenen Nebenwirkungen. Schmerzmedikamente erweisen sich bei therapieresistenten Beschwerden häufig als wirkungsarm, oder die Wirksamkeit lässt durch den Gewöhnungseffekt sukzessive nach.
Fest steht: Strikte Bewegungsruhe bei chronischem Schmerz – früher gerne als Patentrezept „verkauft“– ist Gift, Bewegung tut not!
Doch wie nähern wir uns in der Bewegungstherapie dem Schmerzpatienten auf dem Weg zur Gesundheit? Schritt 1 ist, den Aktivitätsstand im Zuge einer Analyse einzuschätzen. In Schritt 2 wird ein Aktivitätsprogramm erstellt, das den Patient weder über- noch unterfordert. Ergänzungen finden statt mit Spezialtraining, beispielsweise über die Atmung. Eine gestärkte Atemmuskulatur ist ein großer Gewinn für die körperliche Fitness, das Immunsystem und das Wohlbefinden.
Dieses Modell Bewegung beinhaltet nicht nur die Schmerz-Therapie, sondern führt auch in der Reha sowie in der Prävention – zum Beispiel vor einer Operation – zum Erfolg.
Das Modell Bewegung ist im skandinavischen Raum bekannt, in den Niederlanden … – aber leider nicht in Deutschland. Es ist müßig, hier nach Gründen zu forschen. Tatsache ist: Die Bewegungstherapie bei Schmerz ist keine Hexerei – fragen Sie einfach Ihren Arzt, Apotheker oder am besten ihren Physiotherapeuten.
Drs. Ruud Stefelmanns
Drs. (NL) Ruud Stefelmanns ist Physiotherapeut, Epidemiologe und Gesundheitswissenschaftler. Die Fachkraft für Betriebliches Gesundheits-Management ist Referent für rückengerechte Verhältnisprävention. Stefelmanns betreibt seit dreieinhalb Jahrzehnten in Kempen ein Gesundheitszentrum.