Die Tour de France für jedermann

Die Radsportvereine in der Umgebung organisieren regelmäßig Radtourenfahrten für jedermann – eine tolle Gelegenheit, andere Rennradfahrer, aber auch schöne Strecken in der Umgebung kennenzulernen.

Der Winter ist vorbei, Anfang März ist die Saison für Rennradfahrer eröffnet. Es werden wieder Wirtschaftswege aufgesucht und wenig befahrene Landstraßen, die Mountain-Biker freuen sich auf die vielen Wälder und Waldstücke in der Gegend. Wer nicht alleine oder in kleiner Runde unterwegs sein will, sondern im Rahmen einer organisierten Fahrt und dabei ein klein wenig das Gefühl eines echten Radrennens haben will, der sollte mal an einer der angebotenen Rad-Touristikfahrten (RTF) oder Country-Tourenfahrten (CTF) teilnehmen, die die lokalen Radsportvereine ausrichten.

Eine RTF ist irgendwie ein Radrennen und irgendwie auch nicht: Denn es gehen durchaus viele ambitionierte Freizeitsportler an den Start, viele Vereinsradler sind unterwegs, deren Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich über 30 km/h liegt. Auf der anderen Seite stoppt der Veranstalter aber auch keine Zeit, und man kann innerhalb eines Korridors von meist zwei oder drei Stunden losfahren, wann man eben möchte. Jeder fährt dann los, wann es ihm passt, niemand schaut auf die Durchschnittsgeschwindigkeiten, keiner drängelt – das sollen die tun, die an professionellen Straßenrennen teilnehmen. Die Strecken sind ausgeschilderte Rundkurse, was jeder zu schätzen weiß, der sich schon einmal zwischen kleineren Ortschaften verzettelt hat und an jeder Kreuzung neu überlegen muss, in welche Richtung es am besten weitergeht. Nein, man kann sich aufs Radeln und die Natur konzentrieren und ein klein wenig natürlich auf die aufgestellten Pfeile. Man lernt nicht nur andere Fahrer kennen, sondern vor allem auch den Niederrhein. Denn es ist schön, gerade an den RTF teilzunehmen, die ein paar Kilometer von der Heimat entfernt sind, einfach, um mal andere Straßen zu fahren.
Die Strecken sind gut gewählt, man fährt fast ausschließlich über Feldwege oder kaum befahrene Landstraßen. Manche Veranstalter bieten am Tag der RTF auch eine CTF an, eine Country-Tourenfahrt. Für die Cross-Rennradfahrer und Mountainbiker geht es dann eher über Waldwege.
Die RTF sind perfekt für die klassischen Feierabendradler. Für jene, die sich im Frühjahr und Sommer ab und an treffen, um sich ein wenig auszupowern. Für diejenigen also, für die die rund 70 Kilometer lange mittlere Strecke schon eine Herausforderung ist. Man merkt schnell: Hier in einer großen Gruppe mitzuradeln, macht einfach richtig Laune.
An den Verpflegungsstationen gibt es Zitronentee, Bananen und Plätzchen und reichlich Möglichkeiten, sich mit anderen Radfahrern auszutauschen. Zum Beispiel darüber, wann man das nächste Mal bei einer RTF mitfährt.
Text: Michael Lessenich, Foto: Patrick van der Gieth

Einige Termin im Überblick:

  1. März:
    Saisonauftakt in Schwalmtal
    Es heißt, dass die Radsportsaison im März beginnt. Dahingehend ist der RSC Waldniel mit seiner immer top organisierten RTF ganz schön früh dran. Es ist meist noch recht frisch morgens, deswegen gibt es an der ersten Verpflegungsstation auch eine heiße Brühe. Für viele Radsportbegeisterte ist diese RTF der Saisonauftakt, und nicht wenige starten mit der kleinen 45-Kilometer-Runde ins neue Jahr – man will sich im Laufe des Jahres schließlich steigern. Die 111 Kilometer sind zu diesem Zeitpunkt was für die ganz Harten, die 70 Kilometer sind der „Klassiker“. Im großen Bogen geht es um Waldniel, über Selfkant in die Niederlande durch den Nationalpark de Meinweg und wieder zurück.
  2. April: Schnell in Grefrath
    42, 72 oder 112 Kilometer lang sind die Strecken, die der RSV Grefrath für seine beliebte RTF ausgeschildert hat. Die Parkmöglichkeiten am Eisstadion sind ausreichend, die Stimmung beim Start am Schulzentrum am Burgweg herzlich und die Strecke trotz einiger kleiner Anstiege recht schnell und eben. In Richtung Straelen und Kevelaer geht es auf der mittleren Strecke über Pont und Wachtendonk zurück in die Niersgemeinde Grefrath. Das ist aber die Kurzfassung und beschreibt die landschaftlich schöne Tour nur unzureichend.
  3. Mai:
    Hippelandtour des RSV Duisburg
    Hippeland, so heißt es, ist eine abwertende Bezeichnung für den Teil des Niederrheins, wo man gerade selbst nicht wohnt. Demnach kann man aus Sicht des RTF-austragenden RSV Duisburg beim Blick auf die Strecke erkennen, was Hippeland aus Sicht der Duisburger ist: Die 71-Kilometer-Tour führt über Rheinhausen und Kapellen zum Hülser Berg, St. Hubert und Sevelen nach Kamp-Lintfort über Kapellen und Vennikel zurück nach Rheinhausen. Es sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Duisburger ein Faible fürs Hippeland haben – denn sonst würden sie ihre RTF nicht Jahr für Jahr durch unsere wunderschöne Heimat führen.
  4. Juni:
    Kaum Ampeln bei Panne Bracht
    Landschaftlich einfach wunderschön, über gute Radwege oder kaum befahrene Landstraßen mit ganz wenigen Ampeln – die RTF des Klubs mit dem wunderbar vielsagenden Namen Panne Bracht punktet mit besonders schöner Streckenführung. Über Lobberich und Hinsbeck geht es auf der 71-Kilometer-Runde nach Herongen, Straelen und Wachtendonk über Ziegelheide und Mülhausen nach Oedt und Lobberich-Dyck wieder nach Bracht. Alternativen wären Strecken über 41 und 111 Kilometer.
  5. September:
    Entlang der Niers mit
    Möwe Lürrip
    Auch der Radverein Möwe Lürrip bietet bei seiner RTF drei verschiedene Streckenlängen an: 42, 71 oder 113 Kilometer. Bei der Strecke „Entlang der Niers“ geht es an der Gesamtschule Hardt los, neben Rennradfahrern und „normalen“ Radfahrern sind mittlerweile auch Pedelecs gern gesehen.