Wenn man Kempen erleben möchte, kommt man nicht drum herum, die tollen Einkaufs-Möglichkeiten in der Altstadt zu würdigen. „Königlich shoppen“ nennt es der Werbering. Aber was ist das Geheimnis hinter dem Erfolg der Einkaufsstadt Kempen?
In Kempen macht man einiges richtig. Während andere Städte unter Leerständen leiden, muss man in der Altstadt nach einer Schließung in der Regel nicht lange warten, bis ein neuer Laden seine Türen öffnet. Da musste man sich doch die Augen reiben: Mitten in der Pandemie machten in Kempen neue Geschäfte auf. Der Werbering-Vorsitzende Armin Horst kann diesen Eindruck bestätigen. Zwar musste der Werbering neun Austritte von Vollmitgliedern wegen Geschäftsaufgaben verzeichnen, erklärte er bei der letzten Mitgliederversammlung, gleichzeitig sind aber elf neue Vollmitglieder hinzugekommen.
Eines der Geschäfte, die in für den Handel schwierigen Zeiten geöffnet haben, ist das Modehaus Kaenders an der Ecke Judenstraße/Kirchstraße. Das Familienunternehmen aus Kevelaer mit über 125-jähriger Mode-Erfahrung hatte schon länger ein Auge auf Kempen geworfen. Mit großer Investition in den Umbau des Ladenlokals hatte sich Geschäftsinhaber Markus Kaenders klar zum Standort Kempen bekannt und auf eine langfristige Entwicklung vor Ort gesetzt. In kurzer Zeit hat sich das Modehaus bereits zum wichtigen Zugpferd für die „Shoppingstadt“ entwickelt. Abteilungsleiterin Bita Tahami ist mit dem Interesse der Kunden mehr als zufrieden. Selbst im Lockdown konnte es mit dem Haustür-Geschäft im kleinen Rahmen weitergehen. Jetzt, wo die Kundinnen und Kunden wieder ins Geschäft kommen, kann Kaenders mit guter Beratung und freundlichem Service wieder seine Stärken voll ausspielen.
Für das Modehaus stimmt in der Altstadt das Gesamtkonzept. „Wir haben Kunden, die aus Köln, Mönchengladbach oder Krefeld zum Shoppen hier nach Kempen kommen, weil sie sagen: So etwas Märchenhaftes wie hier findet man in den großen Städten nicht“, sagt Bita Tahami. Dass es in der Umgebung viele Modegeschäfte gibt, sei kein Nachteil: im Gegenteil. Wenn es im eigenen Geschäft eine bestimmte Marke nicht gibt, empfiehlt man sich gegenseitig weiter. „Da haben wir hier unter den Nachbarn gute Absprachen. Das ist sehr harmonisch.“

Und was ist in Sachen Mode zurzeit gefragt? „Oversize“ ist das Must-have der Saison, weiß Bita Tahami. Der Pullunder ist dabei der gefragteste Artikel – in allen Materialien, Farben und Formen. Aber auch mit Strickkleidern, Long Westen und Jacken ist man bereit für die kalte Jahreszeit.
Frische Farben in den Kollektionen, aber auch Edles in Schwarz für die Feiertage, bietet Susanne Bornkopp in ihrem Geschäft „Charisma – women‘s wear“ an der Judenstraße. Schon seit knapp 13 Jahren betreibt sie nun das Modegeschäft und ist mit der Einkaufsstadt Kempen sehr zufrieden. „Die Menschen kommen von weiter her, weil sie wissen, dass sie hier noch eine gute Beratung erhalten“, stellt die Inhaberin fest. Wer nach einer guten Beratung zufrieden nach Hause geht, kommt gerne wieder. Auch Susanne Bornkopp lobt das gute Miteinander der Händler und den Mix aus vielen inhabergeführten Geschäften, der den Kunden ein breites Sortiment bietet. Sie freut sich nun auf den Weihnachtsmarkt mit einem stimmungsvollen Ambiente.
Dass der Mix stimmt, um Kempener und Gäste aus dem Umland in die Altstadt zu locken, bestätigt auch Markus Ottersbach. Der Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen für Krefeld, Kempen und Viersen kennt die Innenstädte in der Region. Kempens Plus sei das Ergebnis aus 30 Jahren konsequenter Innenstadtentwicklung. „Das Ambiente ist beim Einkaufen super wichtig. Und da hat Kempen einen großen Vorteil. Es ist nett, man fühlt sich direkt wohl und alles ist nah beieinander“, sagt Markus Ottersbach.
Shopping – das muss heute mehr sein als Einkaufen. Daher entwickeln sich auch stetig neue Shop-Konzepte, die Produkte neu kombinieren oder auch Waren und Dienstleistungen verbinden. N_Concept, Milla, Liebelotte, Glücklichmacher und noch einige mehr – in Kempen gibt es einige Geschäfte, die mit überraschenden Kombinationen aufwarten. So wird Shopping zum Erlebnis.
Das neue Geschäft „Geschenke-Helden“ mit vielen Fan-Artikeln zu Pokemon, Star Wars und Co., B3 Home & Style mit aktueller Mode und Home-Accessoires sowie Radieschen mit Schönem für die Kleinen auf der Judenstraße, „Milla – Deco Living Fashion“ auf der Kuhstraße, der trendige Second-Hand-Laden vergiss-mich-nicht auf der Engerstraße, Rudelglück mit Schönem für Hund und Mensch – das sind nur einige von vielen interessanten Anlaufstellen, bei denen Stöbern und Entdecken richtig Spaß macht.
Markus Ottersbach hebt aber auch das Engagement des Werberings Kempen hervor. „Das ist ein sehr professionelles Management. Der Werbering schafft Erlebnisse für die Kunden auf hohem Niveau.“ Zusammen mit externen Dienstleistern schaffe man es, immer wieder qualitätsvolle Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.
Doch der Einzelhandels-Experte sieht auch Herausforderungen für die Zukunft. Die Geschäftsgrößenstruktur müsse man im Auge behalten. „Kempen hat eher kleine Ladenflächengrößen. Da werden größere ‚Zuggpferde‘ die benötigten Flächen nicht finden.“ Auch die „Verlängerung ins Digitale“ sei eine wichtige Aufgabe. Zumindest müsse man im Netz mit seinen Angeboten präsent sein. „Daran entscheidet sich die Zukunftsfähigkeit“, ist Markus Ottersbach überzeugt.
Der Werbering hat in dieser Sache schon einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Im Hintergrund läuft zurzeit der Aufbau einer Datenbank, über die Kundinnen und Kunden auf einen Klick herausbekommen können, ob es ein Produkt in Kempen gibt. „Wir sind zuversichtlich, dass wir damit im Frühjahr an den Start gehen können. Wir haben bereits so viele Teilnehmer, dass der Start gesichert ist und hoffen, dass dann auch noch andere auf den Zug aufspringen“, so Armin Horst.
Nun hat der Werbering aber erst einmal die Vorweihnachtszeit im Blick. Das traditionelle Märkchensammeln in den Werbering-Geschäften für die große Weihnachtsverlosung ist bereits im vollen Gange und die schöne Weihnachtsbeleuchtung schmückt die Straßen. Der „Markt der Sterne“ musste leider kurzfristig abgesagt werden. Dennoch lohnt ein Besuch in der heimeligen Kempener Altstadt in der Vorweihnachtszeit auf jeden Fall.
Werbering-Chef Armin Horst hatte kurz vor dem 1. Advent schon einmal drei Wünsche für die Vorweihnachtszeit formuliert, die er für seinen Werbering und die Stadt Kempen hätte: keine weiteren Einschränkungen durch Corona, ein Miteinander von Stadt und Werbering, das wieder zur alten Stärke zurückfindet, und die Neubesetzung der Stelle fürs Stadtmarketing. Der bisherige Stelleninhaber ist ja bekanntlich mittlerweile Bürgermeister. Leider ist der erste Wunsch mit der Absage der Weihnachtsmärkte kurz vor dem Advent schon nicht in Erfüllung gegangen.
Ulrike Gerards, Fotos: Patrick van der Gieth, Kaenders, Werbering Kempen