Ich komme selbst aus einem mittelständischen Familienunternehmen und möchte an dieser Stelle aus Sicht des Steuerberaters einmal eine Lanze für diese Gruppe brechen. Familienunternehmen gelten nach wie vor als der Motor unserer Wirtschaft. Dass es uns trotz aller Unkenrufe nach wie vor sehr gut geht in Deutschland, dazu tragen die Familienunternehmen maßgeblich bei. Denn der Steuerbeitrag der Familienunternehmen ist immens. Die Unternehmenssteuer liegt pro Jahr fast im zweistelligen Milliardenbereich.
Allein in Kempen hat die Gewerbesteuer im vergangenen Jahr rund 28 Mio. € ins Stadtsäckel gespült. Das Gros dieses Geldes ist aus mittelständischen Unternehmen in Richtung Rathaus geflossen. Rund die Hälfte kommt aus Familienunternehmen. In schweren Zeiten für eine Kommune, wo immer mehr Aufgaben von Bund und Ländern auf die Städte übertragen werden, ist die Gewerbesteuer so etwas wie ein Rettungsanker. Teure Projekte wie Schulcampus, Familiensportpark und Burgsanierung sollen schließlich zeitnah umgesetzt werden.
Die Stadt und ihre Bürger wissen sehr wohl, was sie an ihren Familienunternehmen haben. Das sollte uns allen aber noch mehr bewusst werden. Wir sollten lieber Toleranz und etwas Geduld an den Tag legen, statt Hupe und Lichthupe zu betätigen, wenn ein LKW eines – beispielsweise – Fliesenfachunternehmens an einer Baustellen-Einfahrt rangiert und für zwei Minuten die Kreuzung blockiert. Der Mann am LKW-Steuer trägt mit seinem fleißigen Einsatz dazu bei, dass unsere Straßen keine Buckelpisten sind, die Straßenlaterne abends leuchtend Sicherheit bietet, der Einstieg in den Bus an Haltestellen niederschwellig ist, unsere Altstadt mit einem unwiderstehlichen mediterranen Charme lockt und unsere Gewerbegebiete brummen.
Holger Latzel ist Gründer und Inhaber der gleichnamigen Steuerkanzlei im Beratungshaus S 15 am Kempener Bahnhof. Der 51-jährige Steuerberater und Wirtschafts-Mediator vertritt insbesondere mittelständische Familienunternehmen.