Flächenfraß vermeiden

Wenn die Rede ist von wirtschaftlicher Weiterentwicklung, fallen Begriffe wie Expansion, Neuansiedlung, Wachstum. Damit geht automatisch ein weiterer Flächenverbrauch einher. Meist werden Ackerland oder Brachen umgewidmet. Ich frage mich, ob dieses Denkmuster tatsächlich das allein seligmachende ist. Oder ob es mit Blick auf Nachhaltigkeit, Ressourcen schonen und Klimawandel zuweilen besser wäre, gemeinsam über Alternativen nachzudenken.
Die Wirtschaft ist nicht die einzige Sparte, die Flächen für sich in Anspruch nehmen möchte. Die Bürger möchten ein schönes Zuhause haben, die Senioren müssen gut versorgt sein, Schulneubauten unterliegen gesetzlichen Kriterien und brauchen viel Platz (siehe Bebauung Ludwig-Jahn-Platz) und der Handel will sich entfalten. Die Landwirte verweisen zu Recht darauf, dass es in Kempen-West um die ertragreichsten Böden geht, die jetzt bebaut werden. Der demografische Wandel beschleunigt den rasanten Flächenverbrauch. Und die Stadt hat die undankbare Aufgabe, dass die Infrastruktur funktionieren soll. Am Rande: Die Stadtverwaltung kann die immer größer werdende Aufgabenflut ohne entsprechendes Personal nicht stemmen, ist bereits heute überfordert.
Wohlgemerkt, ich möchte kein Spielverderber sein. Jedes Unternehmen in der Stadt sorgt für sichere Gewerbesteuereinnahmen, Vielfalt und Impulse. Der UKK tritt dafür ein, dass die Rahmenbedingungen für Unternehmen perfekt abgesteckt sind.
Ein neuer Denkansatz müsste abgestimmt sein nicht nur mit der städtischen Wirtschaftsförderung, sondern auch mit dem Kreis Viersen und den regionalen Playern. Sonst heißt es im ansiedlungswilligen Unternehmertum: Die Kempener bremsen. Der gegenteilige Eindruck sollte entstehen: Die Kempener denken auch an das Morgen, da kannst du hin. Die Erkenntnis muss sich durchsetzen, dass Abwägen mit ruhiger Hand klüger ist als ein unreflektierter Ruf nach „immer mehr“.

Der Autor Martin Alders ist Vorsitzender des Unternehmerkreis Kempen e.V. (UKK). Dahinter steckt ein unabhängiger und überparteilicher Zusammenschluss von Inhabern und Geschäftsführern Kempener Unternehmen. Der 2014 gegründete UKK versteht sich als Sprachrohr der Kempener Unternehmerschaft.