Saturn New Sound heizt Kempens Narren an Rosenmontag ein

Erstmals wird der Ausklang des Karnevalszugs auf dem Buttermarkt gefeiert. Dann sorgt eine besondere Band für die richtige Stimmung.

Ulrich Biniasch ist Gründer und Gitarrist von Saturn New Sound.

Im kleinen Tonstudio im Gewerbegebiet in Grefrath-Oedt geht die Post ab: „Pass op, pass op, Prinzessin! Dat Krokodil well dich fresse! Vielleich wör et am Beste, do blievs bei mir un ich bei dir,“ singt Ulrich Biniasch an der E-Gitarre. Im Hintergrund stimmt Nina Berg mit ihrer schönen Stimme gefühlvoll ein. Klaus Klaas am Keyboard und Frank Beeker am Schlagzeug runden den Sound ab. Der neue Song der Kölschen Kultband Höhner wird der Hit der anstehenden Karnevalssession 2023 werden, da sind sich die Vier einig. Und die dürften es wissen, stehen sie doch als Cover-Live-Band „Saturn New Sound“ regelmäßig auf den Bühnen der Umgebung, ganz nah am aktuellen musikalischen Puls der Zeit. Und dieser Song wird sicher auch zu hören sein, wenn die Band am Rosenmontag in Kempen den Jecken nach dem Zug ab 16 Uhr noch einmal so richtig einheizt.
Erstmals wird in diesem Jahr der Ausklang des närrischen Treibens auf dem Buttermarkt stattfinden. Das Zelt, das bereits an Altweiber zum Einsatz kommt, bleibt zu diesem Zweck stehen. „Doch die Seitenwände sollen geöffnet bleiben, damit möglichst viele Leute mitfeiern können“, berichtet Ulrich Biniasch. Bei geschätzten 1.500 Besuchern wird Biniasch dann auch die gesamte Technik, die er im Köcher hat, auffahren: drei Tonnen Material, dreimal 8.000 Watt-Boxen plus Lichtanlage. Längst nicht jede Band hat so etwas zu bieten. Allein zwei Personen sind für den Auf- und Abbau der Anlage zuständig. Die Band hat jetzt Hochsaison, die Session steht vor der Tür. Bis zu den Auftritten wird wöchentlich in Ulis Tonstudio geprobt. Der 64-Jährige ist Eigentümer des gesamten Areals. In dem ehemaligen Militärdepot hat er zahlreiche Probenräume eingerichtet, die an Bands und Musikgruppen in der Umgebung vermietet sind. Ulis kleines Studio wird beherrscht von einer modernen Tonanlage. Hier mischt er den typischen Band-Sound.

Frank Beeker sitzt am Schlagzeug.

Und Saturn klingt gut. 550 Songs umfasst das gesamte Repertoire, 150 sind davon aktuell im Einsatz. Und das sind nicht nur Karnevalslieder. Acht Auftritte hat die Band in der anstehenden Session. „Danach gibt es eine kurze Ruhephase, bevor es dann mit den Schützenfesten weitergeht“, berichtet Ulrich Biniasch. Wobei sich das Musikrepertoire für beide Anlässe schon etwas angeglichen hat. Bestimmte Songs, etwa von Kölschen Kult-Bands, lassen das Partyvolk das ganze Jahr über abheben. Rund 30 Auftritte absolviert die Band jährlich. Die Vier sind erfahrene Profis. Sie wissen um die speziellen Gegebenheiten, sind Kenner des Brauchtums. Wann ist ein Tusch fällig, wie kann ein Gag in einer Rede musikalisch kommentiert werden? Spezialist dafür ist Klaus Klaas aus Duisburg am Keyboard. Er ist hochprofessionell unterwegs und in der Szene bekannt. Kein Lied, das er nicht mal spontan anspielen könnte. Das Gleiche gilt für Frank Beeker aus Brüggen-Bracht. Der Schlagzeuger arbeitet im Hauptberuf als Medientechnologe, doch in seiner Freizeit lebt und liebt er die Musik.
Nicht anders ergeht es dem Küken in der Runde. Die 22-jährige Nina Berg ist die Jüngste im Quartett und hat doch schon die größte Bekanntheit erlangt. Schon als Zwölfjährige spielte sie im Studio von Uli Biniasch einen Song auf den SV Thomasstadt anlässlich der Kunstraseneröffnung ein, der kürzlich noch einmal aufgepeppt wurde. 2021 stand sie mit einem Helene-Fischer-Song sogar auf der Bühne von „The Voice auf Germany“ und damit vor einem Millionenpublikum. Und auch wenn sie nicht weiterkam, war dies doch ein großer Meilenstein in ihrer musikalischen Karriere. Nina Berg – übrigens nicht verwandt mit der Krefelder Schlagersängerin Andrea Berg – ist ein Kind der Thomasstadt. Ihre Eltern betrieben die Gaststätte „Zum Bergwirt“ auf der Kerkener Straße. Früh wurde ihr Gesangstalent offenbar. Sie ließ ihre Stimme durch Stimmtraining und Gesangsunterricht ausbilden. Ihren Lebensunterhalt verdient sie aktuell in der Kempener Gastronomie und im Einzelhandel, doch in jeder freien Minute ist sie musikalisch unterwegs. Als Frontsängerin bei „Saturn New Sound“, als Solistin bei Stadtfesten und Hochzeiten und als Ersatzfrau bei der Kölschen Band „Pläsir“.
Das Repertoire von „Saturn New Sound“ entstammt vielfach dem Schlagerbereich. Kein Problem, sagen alle. Denn das Image des deutschen Schlagers hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, vom uncoolen, etwas angestaubten Liedgut, zum Stimmungsbringer schlechthin. Dabei ist auch die Reihenfolge der Lieder wichtig, um den Stimmungspegel anzufachen und langsam zu steigern. „Um acht Uhr spielt man noch nicht ‚Atemlos‘, das kommt erst nach zehn“, befindet Uli Biniasch. „Man muss hinter den Songs stehen“, sagen die Vier, sonst könnte man sie nicht überzeugend rüberbringen. „Ich wüsste nicht, was ich ohne Musik machen sollte“, sagt Nina.

Text/Fotos: Eva Scheuss