Seit Juni 2021 hat Kempen einen neuen prominenten Bürger: Ulli Potofski. Er war Discjockey, Puppenspieler und Schlagersänger, erhielt 1989 den Bambi, war 2002 Brillenträger des Jahres, wurde 2013 als bester Sportkommentator mit dem MIRA-Award ausgezeichnet und gewann 2018 den Kinder- und Jugendbuchpreis HomBuch. Dies allein zeigt schon die Bandbreite der beruflichen Aktivitäten dieses umtriebigen Journalisten.
Im Jahre 1952 auf Schalke geboren, wurde der begeisterte Fußballer nach einer Kochlehre von Frank Elstner für das Radio entdeckt. Zu einer der vielen anekdotenhaften Erinnerungen an seine Anfangszeit beim Radio gehört für Ulli Potofski die Begegnung mit Udo Jürgens. Als sich Potofski beworben hatte, bekam er von Frank Elstner die Aufgabe gestellt, spontan Interviews mit prominenten Menschen zu führen, die bei dem Test von verschiedenen Sendermitarbeitern „gespielt“ wurden. Doch dann betrat plötzlich Udo Jürgens das Studio. Potofski sollte nun mit dem damals schon erfolgreichen Sänger ein Gespräch führen. Eine wahre „Feuertaufe“, so Potofski rückblickend.
Schnell machte er bei Radio Luxemburg Karriere, wechselte später zum neugegründeten Fernsehsender RTL und arbeitete dort maßgeblich am Erfolg dieses ersten Privatsenders in der Bundesrepublik mit. So war es Ulli Potofski, der Ende der Achtziger Jahre mit Anpfiff die erste „Fußball-Show“ im deutschen Fernsehen moderierte. Als RTL-Sportchef erlangte er mit seinem auffälligen Lockenkopf schnell eine Art Kultstatus im deutschen Fernsehen. Und so dauerte es nicht lange, dass er auch immer wieder in anderen Unterhaltungssendungen auftauchte, wie unter anderem in der Sendung RTL Samstag Nacht, eine der erfolgreichsten Comedy-Serien-Shows im deutschen Fernsehen

Vor einigen Jahren noch feierte Potofski bei seinen Aufritten in der Tanzshow Let’s dance als Tänzer mit einem durchaus eigenen Stil, auf jeden Fall aber als überaus sympathischer Unterhalter, der sich selbst nicht so ernst nimmt, große Publikumserfolge. Sehr angesagt war unter anderem auch die von SKY ausgestrahlte Sendung Mein Stadion, die er mit Esther Sedlaczek moderierte. Wenig bekannt ist, dass Ulli Potofski zahlreichen jungen Sportjournalistinnen und -journalisten sozusagen als Steigbügelhalter diente, indem er sie coachte oder ihnen in einem Praktikum wichtige Tipps für ihren Beruf lieferte. Heute ist Ulli Potofski immer noch auf den Fußballplätzen des Landes unterwegs, ob als Spielkommentator oder Interviewer am Spielfeldrand. Oftmals unterscheiden sich seine Interviews wohltuend dadurch, dass er sich mit seinen Gesprächspartnern nicht immer nur über Fußball unterhält, sondern auch schon mal nach anderen Dingen, die sich neben dem Fußballplatz abspielen, fragt. So geschehen bei einem Interview mit Christian Streich, dem Trainer vom Freiburger SC, den er vor nicht allzu langer Zeit danach fragte, welches Buch er denn gerade seinem Kind vorlesen würde.
Am Inhalt der Frage an Christian Streich zeigt sich auch schon eine große Leidenschaft des Journalisten, seine Liebe zum Buch. Für ihn gehört es zu seinen „Lebensaufgaben“, gerade jungen Menschen den Spaß am Lesen, am Buch, zu vermitteln. Nicht zuletzt als erfolgreicher Kinder- und Jugendbuchautor, der mittlerweile schon über zehn Bücher für Kinder geschrieben hat, bereist er jedes Jahr zahlreiche Schulen in der ganzen Republik und begeistert tausende Kinder mit seinen Lesungen.
Seit vier Jahren ist Potofski auch als Verleger tätig. Gemeinsam mit Hans-Jürgen van der Gieth aus Kempen führt er den L100Verlag, in dem eine bunte Mischung ganz unterschiedlicher Bücher aus den verschiedensten Genres erscheinen. So gehören Bücher von Wolfgang Bosbach (gemeinsam mit Ulli Potofski), Jürgen B. Hausmann, dem bekannten Kabarettisten aus Alsdorf bei Aachen, Holger Pfandt (Sportjournalist) aus Düsseldorf oder dem Weltreisenden Daniel Dakuna, der spannend und einfühlsam von seinen Reisen als „Beifahrer“ erzählt, zum ambitionierten Programm. Ebenfalls führen Potofski und van der Gieth den Spiel(e)Macher Verlag, in dem Quamory-Spiele erschienen sind, bei denen nicht nur zwei, sondern vier zusammengehörende Spielkarten gefunden werden müssen. Eine echte Herausforderung! Die gemeinsame Arbeit in den Verlagen war auch der Hauptgrund dafür, dass sich der Journalist nun in Kempen niedergelassen hat und so der Verlagsarbeit noch intensiver nachgehen kann.
Es gibt noch weitere interessante Betätigungsfelder von Ulli Potofski. So bietet er individuelle Hörspiele an, bei denen er auf Wunsch des Auftraggebers ein kurzes Hörbuch (ca. 15 bis 30 Minuten lang) einspricht. Und schließlich gibt es auch noch seinen Podcast Herz, Seele, Ball, der seit bald zweieinhalb Jahren und mehr als 820 Folgen das aktuelle Fußballgeschehen unterhaltsam unter die Lupe und manchmal auf die Schippe nimmt – und das an jedem Tag des Jahres.
Ulli Potofski will von Ruhestand nichts wissen. Er hofft, noch lange aktiv zu bleiben und freut sich darauf, seine neue Heimatstadt mit all ihren Facetten kennenzulernen.
Hans Voß, Fotos: Patrick van der Gieth, privat