Für hunderte Kinder, Eltern und Lehrer herrschte Anfang Mai Ausnahmezustand. Nach vier Jahren war der Circus Rondel wieder in der Stadt – und machte die Mädchen und Jungen selbst zu Stars in der Manege. Eine außergewöhnliche Zeit für alle Beteiligten!
Schon das Aufbauen ist eine Sache für sich. Wenn man so ein großes Zirkuszelt sieht, stellt man sich nicht vor, wie viel Muskelkraft dahintersteckt. Natürlich gab es auch PS-starke Unterstützung. Aber zunächst war viel Handarbeit gefragt beim Ausladen der Lkw, Aufstellen der Stangen, Zurechtziehen der Zeltplane bis hin zum Verteilen des Sägemehls in der Manege. Die Eltern und Lehrer der Grundschule Wiesenstraße hatten kräftig mit angepackt, damit ein spektakuläres Projekt seinen Anfang nehmen konnte.
Die Corona-Pandemie hatte die bewährte Reihenfolge der Zirkusprojekte in Kempen durcheinandergebracht. Nun war der Mitmachzirkus „Rondel – Circus for Kids“ erst nach vier statt nach zwei Jahren wieder in der Stadt. Dafür nun für beide Schulen im Kempener Süden: Grundschule Wiesenstraße und Regenbogenschule. Die Wiesenstraße machte den Anfang und übernahm daher den Aufbau, die Regenbogenschule folgte in der zweiten Woche und übernahm den Abbau.
Und die zwei Wochen hatten es in sich. „Hejho, jetzt geht’s los!“ Wenn morgens um 8 Uhr schon Partystimmung durch den Kempener Süden strömt, dann muss etwas Ungewöhnliches los sein. Alle Kinder versammelten sich morgens im Zelt und die Zirkusfamilie Ortmann heizte den Kids schon morgens ordentlich ein.
Für die Trapez-Artistinnen geht es hoch hinaus
Insgesamt 583 Kinder verwandelten sich in Clowns, Piraten, alte Akrobaten, Artistinnen, Trapez-Künstlerinnen, Feuerteufel, Taubendresseure, Trampolin-Artisten und Jongleure. Jedes Kind konnte sich eine Gruppe aussuchen – und dann ging es auch schon mit den Proben los.
Gleich am zweiten Probentag der Regenbogenschüler ging es für die Trapez-Artistinnen hoch hinaus. Mit den Beinen die beiden Seile auseinanderdrücken, die einen tragen, und sich dazwischen gerade halten – gar nicht so einfach. Zunächst wackelte es ordentlich. „Körperspannung!“, befahl René Ortmann. Dann klappte es auch. Geradestehen. Nach vorne schauen. Lächeln. In der Manege muss man fokussiert und präsent sein. René Ortmann machte klare Ansagen dazu. Und die die Kinder lernten schnell. Leefke (10) und Tara (9) gehörten zur Trapez-Truppe. Das hatten sie sich gewünscht und waren begeistert vom Training. „Man fühlt sich so frei – als wenn man fliegen kann“, erzählte Tara von ihrem Einsatz in luftiger Höhe. Angst hatten die Mädchen dort oben aber nicht. Schließlich wissen sie, dass unten jemand im Notfall eingreifen kann. Im Vorzelt probten unterdessen die coolen Feuerteufel ihre Nummer. Dabei ging es heiß zur Sache.
Die Familie Ortmann ist seit 1994 als Mitmachzirkus unterwegs, tourt durch Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Meist eine Woche macht der Zirkus in einem Ort Station. René Ortmann ist Artist in achter Generation, auch sein Vater Stephan Ortmann ist eifrig mit dabei. Als echte Zirkusfamilie wohnen sie nicht im Hotel, sondern in ihren Wohnwagen direkt hinter dem Zirkuszelt.
Nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, auch für das Lehrerkollegium war diese Woche etwas ganz Besonderes, wie Philip Herz, Leiter der Regenbogenschule bemerkte. Abseits des sonst so strukturierten Schullebens war auf einmal Spontanität gefragt. Sonst ist der Schulalltag für gewöhnlich gut durchgeplant. Für die Kinder sei das eine tolle Erfahrung, so der Schulleiter. „Jeder kann hier zeigen, was er kann. Das ist ein Erlebnis, das wohl keiner so schnell vergisst.“
Die Aufführungen sorgten bei den Zuschauern für Gänsehautmomente. Die Kinder in einer ganz neuen Rolle zu sehen, war für Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde beeindruckend. Stefan Ungruhe, Schulleiter der Grundschule Wiesenstraße, zeigte sich nach den Aufführungen begeistert von dem, was die Kids in wenigen Tagen gelernt hatten – und davon, wie gut die ganze Schulgemeinschaft aus Schülern, Lehrern, Betreuung und Eltern zusammen angepackt hatte.
Ein solches Projekt ist ohne Sponsoren nicht zu finanzieren. Ein großes Dankeschön ging von beiden Schulen an den Lions Club Kempen – Thomas a Kempis. Der Verein stellt seine Aktivitäten immer wieder unter das Motto „Kinder in die Mitte“ und unterstützte beide Fördervereine großzügig. Dazu dankten beide Schulen der Sparkasse und der Volksbank Kempen-Grefrath, dem moses-Verlag sowie der Firma Schönmackers sowie Jens Wollziefer vom Bauunternehmen Reintjes. Von der Wiesenstraße gab es ein Dankeschön an Steuerberater Markus Kamp, das Unternehmen Hell sowie Salvatore Strazzanti vom Sylter Eiscafé.
Fotos: Patrick van der Gieth
Der Fördervereins-Vorstand der Wiesenstraße und Schulleiter Stefan Ungruhe (2.v.r.) dankten den Sponsoren Matthias Hinrichs vom Lions Club Kempen (r.) und Steuerberater Markus Kamp (3. v.r.).