Die eine Hälfte des musikalischen Duos wohnt in Kempens Altstadt. Sebastian (39) und Timo (38) Link gehen professionell an ihre Karriere heran – und wollen auf keinen Fall eine „Eintagsfliege“ werden.
Ihre Songs sind in allen großen Streaming-Portalen zu finden und werden im Radio gespielt. Doch in der Region sind sie noch so gut wie unbekannt. Dabei wohnt Sebastian Link, die eine Hälfte des musikalischen Duos, in Kempens Altstadt. Sebastian (39) und Timo (38) Link haben sich auf Schlagermusik spezialisiert. „Die Wolkenstürmer“ gründeten sie vor einigen Jahren. Ihre aktuelle Single heißt „Genial verliebt“. In dem dazu produzierten Video sieht man zwei junge sympathische Männer, die von der Liebe singen. Sie fahren mit einem Oldtimer VW-Bus durch schöne Landschaften, stehen auf einer Hängebrücke oder düsen mit dem Motorboot über einen Fluss. Das Video wurde in Rheinland-Pfalz gedreht, der Heimat von Sebastian und Timo. Die beiden stammen aus dem Städtchen Kastellaun im Hunsrück. Sie sind Cousins, wohnten nebeneinander und machten schon als Kinder zusammen Musik. Das Talent liegt in der Familie. „Auch Timos Vater hatte schon eine Band“, erzählt Sebastian. Und davon, dass die beiden sich im Musikkeller spielerisch an die Instrumente begaben und bereits als Knirpse erste Auftritte hatten. Timo hat sich dabei auf den Gesangspart konzentriert und spielt Gitarre. Sebastian übernimmt die Backgroundstimme und ist der Mann am Keyboard, auch wenn er selbstverständlich ebenfalls Gitarre spielt. Das Gespräch mit „erlebe Kempen“ findet in Sebastians Wohnung in der Kempener Altstadt statt. Die Liebe hat ihn an den Niederrhein gebracht. Hier lebt er seit 2014 mit Lebensgefährtin Heike, deren Sohn und einigen Stubentigern. Timo wird während des Gesprächs per Zoom zugeschaltet. Der Kontakt zwischen den beiden ist trotz der räumlichen Trennung weiterhin eng. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nichts voneinander hören“, sagt Sebastian. Grund sind natürlich auch ihre gemeinsamen Musikprojekte. Die beiden sind Vollblutmusiker, stehen mit ihrer Tanzband seit 20 Jahren auf der Bühne. Dann ist noch zusätzlich eine Sängerin mit an Bord. Auftritte vor großem Publikum sind sie also gewöhnt. Doch „Die Wolkenstürmer“ sind bewusst anders konzeptioniert. Es geht nicht in erster Linie um Live-Auftritte. Und wenn, dann sollte die Qualität stimmen. So wie bei einem Event in der Schweiz vor wenigen Monaten, bei dem sie gemeinsam mit Stargast Andy Borg auf der Bühne standen. Einen Auftritt in der Region könnten sich die beiden allerdings schon vorstellen. „Als Vorband etwa bei der diesjährigen Sommermusik an der Burg mit Vicky Leandros, das hätte gepasst“, findet Sebastian.
Grundsätzlich geht es bei den Wolkenstürmern nicht um Quantität, sondern um Qualität. „Das ist ein Projekt, das auf sehr viele Jahre angelegt ist“, erzählt Sebastian. „Wir halten das Label bewusst etwas zurück, um es nicht zu verbrennen“, erläutert er. Nach Außen werde in der Schlagerbranche eine heile Welt präsentiert. „Im Inneren ist es eine harte Ellenbogengesellschaft mit viel Neid“, sagt er. Sobald man einen Hit habe, würde man stark umworben und auch genauso schnell wieder fallen gelassen. Eine „Eintagsfliege“ wollen die beiden aber in keinem Fall werden. Sebastian spricht von Konstanz und einem soliden Fundament. Das könnte man unter dem Begriff „Professionalität“ zusammenfassen.
Jeder Song wird mit größtem Aufwand produziert, kostet Zeit – und Geld. Und ist ein Projekt, an dem viele Profis mitwirken. „Wir arbeiten mit den besten Leuten zusammen“, sagt Sebastian. So schrieb schon der Kempener Komponist und Musiker Tom Marquardt Songs für die beiden. Ihr bislang größter Erfolg war „Der Joker meines Lebens“ aus dem Jahr 2020. Das Video dazu entstand in der Spielbank Bad Ems. Das Lied stand 14 Wochen in den offiziellen deutschen Airplaycharts, gehörte damit zu den 100 meistgespielten Songs bei den großen Radiostationen. 2021 wurde „Warum ich, warum Du?“ geboren. Der neueste Titel „Genial verliebt“ entstand auch wieder am heimischen Keyboard von Sebastian. „Wir wollen in Zukunft wirklich eigene Sachen mit hohem Wiedererkennungswert machen“, sagt er dazu.
Die Entwicklung bis zum fertigen Song dauert in der Regel mehrere Monate. In enger Absprache mit den Songwritern wird der passende Text erarbeitet. Sebastian und Timo produzieren erste Demos im „Homestudio“. „Das ist dann wie ein nacktes Gerippe, das noch mit Fleisch gefüllt werden muss“, erklärt Sebastian. Dafür zuständig ist Produzent Tim Peters aus Düsseldorf, der mit namhaften Stars der Branche wie DJ Ötzi, Michelle, Matthias Reim oder Helene Fischer zusammenarbeitet. Er kreiert das musikalische Arrangement und ist für den kompletten Produktionsprozess verantwortlich. Hinzu kommt das Einspielen professioneller Videos für Plattformen wie YouTube. Die Vermarktung übernimmt dann ihre Plattenfirma „Fiesta Records“ mit Sitz in Köln. Die vermitteln auch die Platzierung der Songs in den Streamingdiensten und Downloadportalen wie Spotify, Amazon Music oder Apple Music. „Die Digitalisierung ist die Zukunft des Musikgeschäfts“, ist sich Sebastian sicher. Auch wenn man die Songs der Wolkenstürmer auf vielen physischen CD Samplern wiederfindet. Sehr stolz sind die beiden darauf, dass sie in vielen großen Radiosendern präsent sind, die auf Schlager spezialisiert sind, etwa im MDR, NDR Schlager, oder auch bei SWR 4 eine feste Rotation haben. Jedes Mal, wenn ein Song „Der Wolkenstürmer“ gespielt wird, erhalten sie als Urheber eine winzige Prämie durch die GEMA. Zu wenig, um davon den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Im „Brotjob“ arbeitet Sebastian als Speditionskaufmann bei einer Firma in Venlo, Timo ist bei einer Autobahnmeisterei in Rheinland-Pfalz angestellt. Der Traum der beiden ist es, einmal von der Musik leben zu können. Denn die musikalische Leidenschaft – auch für den Schlager – ist bei den beiden echt. „Wir sind mit den Flippers und Roland Kaiser groß geworden, hören den ganzen Tag Schlagerradio“, erzählt Timo. „Wir stehen zu 100 Prozent hinter unseren Liedern. Nur dann verkörpert man die Musik und ist authentisch“, findet er. „Es geht um gute Laune, die Leute können einfach mal abschalten“, sagt er. Für das nächste Jahr planen die beiden sogar ein ganzes Album – mit einigen neuen Songs.
Eva Scheuss