1975 wurde die Senioren-Initiative Altenhilfe (SI) in Kempen gegründet und hat sich in den vergangenen 50 Jahren zu einem unverzichtbaren Teil der Stadt entwickelt. Ein guter Anlass zurückzuschauen, aber auch das heutige Angebot in den Blick zu nehmen.
Nun sind es also 50 Jahre – wenn die Senioren-Initiative ein Mensch wäre, könnte sie sich langsam Gedanken übers Alter machen. Was steht im Leben noch an? Was möchte ich sehen oder lernen? Wo werde ich gebraucht? Vielleicht ist das ein gutes Alter für eine neue Aufgabe, ein neues Engagement?
Auch Werner Holtermann, der heutige SI-Vorsitzende, und seine Frau wurden mit 50 Jahren Mitglied im Verein, wie er in der Jubiläums-Festschrift des Vereins verrät. Wenn auch zunächst als Förderer, weniger als aktive Nutzer der Angebote. Mit dem Ruhestand kam dann auch Zeit für Engagement im Verein, zunächst beim Fahrdienst, bereits nach einem Jahr im Vorstand. Und die Arbeit mache ihm – bei allen Anforderungen und Belastungen – Spaß, nicht zuletzt dank der guten Zusammenarbeit im Vorstand.
1975 wurde die heutige Senioren-Initiative Altenhilfe Kempen e.V. gegründet. Für die Festschrift hat das Kempener Urgestein und Ehrenbürger Karl-Heinz Hermans auf die Anfangszeit der früheren Altenhilfe zurückgeblickt. Der selbstständige Bäckermeister belieferte den neuen Verein, der von Walter Böttges und einigen sehr aktiven Damen, wie sich Hermans erinnert, gegründet wurde. Beim Kaffeeklatsch in den Räumen am Heyerdrink, in der Nähe des von-Broichhausen-Stiftes durften Püfferkes, Weckmänner und andere Backwaren von Hermans-Backstube nicht fehlen. Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war der Bau von Haus Wiesengrund, „ein Geschenk des Himmels“, so Hermans. Dort gibt es genügend Platz für die zahlreichen Aktivitäten. An Höhen und Tiefen im Vereinsleben erinnert sich der Ehrenbürger. Die Jahreshauptversammlungen waren teilweise sehr kontrovers. Hermans lobt das große ehrenamtliche Engagement, das der gesamten Stadt Kempen zugutekomme, und die hervorragenden Vorsitzenden, die den Verein bisher geführt hätten. Neben Walter Böttges waren dies Willy Hartmann, Gerd Müser, Jörgen Helfenritter, Renate Schmitz und heute Werner Holtermann.
NRW-Minister Laumann betont Bedeutung von Ehrenamt
Der runde Geburtstag wurde Ende Juni mit einem Festakt und Anfang Juli mit einem Fest im Haus Wiesengrund ausgiebig gefeiert. Hoher Besuch kam zum offiziellen Festakt im Rokokosaal, rund 100 geladene Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Kirche waren gekommen, darunter NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann. Der Minister, selbst 68 Jahre alt, machte deutlich, dass seine Generation, die erste in seiner Familie, die ein Leben in Frieden und Freiheit leben konnte, allen Grund habe, dieser Gesellschaft etwas zurückzugeben. Und nicht immer zu sagen: Das sollten andere machen, das solle der Staat machen, das solle die Sozialversicherung machen. Stattdessen selbst mit anpackt. Laumann machte anhand einiger Zahlen deutlich, dass die Pflege älterer Menschen in Zukunft ohne familiäres und ehrenamtliches Engagement nicht zu bewältigen sei. „Wenn wir die häusliche Pflege nicht hätten, würde das Pflegesystem zusammenbrechen, denn kein Minister wäre in der Lage so viele professionelle Pflegekräfte zu finden, damit wir die häusliche Pflege ersetzen können.“ Zwar werde man auch in Zukunft in der Lage sein, die Menschen medizinisch und pflegerisch zu versorgen. „Aber das, was der Mensch an Gesprächen braucht, werden wir nicht mit professionellem Personal leisten können.“ Besuchsdienste und Vereine wie die Senioren-Initiative würden noch wichtiger in der Zeit, die vor uns liegt. Natürlich biete der Staat Grundsicherungen. Aber: „Die Gesellschaft wird trotzdem ohne Barmherzigkeit nicht auskommen. Sonst wird es kalt.“ Laumann dankte den ehemaligen und heutigen Aktiven in der SI für das Engagement. Und rief dazu auf: „Für die großen Jahrgänge, die nun in Rente gehen, ist es eine gute Zeit, sich hier zu engagieren.“
Viel Lob für die gute Arbeit des Vereins und Glückwünsche gab es zudem unter anderem von Bürgermeister Christoph Dellmans und von der stellvertretenden Landrätin Heike Höltken.
In seiner Hochzeit zählte die SI mehr als 2.500 Mitglieder. Aktuell sind es 1.841, Tendenz wieder steigend. Das dürfte vor allem daran liegen, dass sich die Senioren-Initiative zuletzt sehr darum bemüht hat, sich zu „verjüngen“, „up to date“ zu bleiben, also neben bewährten Angeboten auch neue hinzuzunehmen. Von Beginn an war es Ziel der Altenhilfe, Hilfe bei der Bewältigung von altersbedingten Einschränkungen zu geben und Vereinsamung entgegenzuwirken, erklärte Werner Holtermann. Der große ehrenamtliche Einsatz, die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und die Kontinuität in der Vereinsführung hatten zum Erfolg des Vereins geführt. Zum Konzept gehört auch, dass sich Menschen für eine Mitgliedschaft in der SI entscheiden und sich dort einbringen, wo sie es können, und das möglichst früh: „Wenn wir für die alten Alten da sein wollen, brauchen wir junge Alte, die sich in den Dienst der Sache stellen“, so Holtermann.
Von Handarbeit bis Reisegruppe
Und das tun bei der Senioren-Initiative wahrlich viele Menschen. In der „Wundertüte SI“ ist für nahezu jedes Interessensgebiet etwas dabei.
Es gibt eine Malschule, eine Schachgruppe und eine Spielegruppe, die sich Karten- und auch anderen Spielen widmet, Skat und Doppelkopf, Boule und Bingo, die Handarbeitsgruppe „Flotte Nadel“, die Wiesentrommler und die Theater-Truppe, Fahrrad-, Reise- und Sprachgruppen und noch einiges mehr. Die Reisen sind ein besonderer Part, Borkum ein Ziel, das seit mehr als 30 Jahren geschätzt wird. Lange war Bernhard Ueberdick für die Planungen zuständig, nun hat er erfolgreich an die beiden neuen Reiseleiterinnen Ute Keßelheim-Renkes und Martina Wirth übergeben. Aber auch andere Ziele in Deutschland sind gefragt. Im September und Oktober starten die Vorverkäufe für Touren zum Schloss Raesfeld, zum Besuch des Düsseldorfer Landtags und nach Bocholt mit Besuch des Weihnachtsmarktes.
Das Kulturprogramm kann sich ebenfalls sehen lassen. Auch für Nicht-Mitglieder eine gute Gelegenheit, die SI kennenzulernen. Als nächstes steht zum Beispiel in der Reihe „samstags halb 5“ die Traces Band auf dem Programm, die am 18. Oktober um 16:30 Uhr Hits aus den 60er und 70er Jahren präsentiert. Es lohnt sich die Augen nach dem „Senioren-Spiegel“ offen zu halten, der stets die aktuellen Angebote enthält und an vielen Stellen in der Stadt zum Mitnehmen ausliegt. Auch online gibt es alle Infos: si-kempen.de

