Abschied von einem Kempener Wohltäter

Die Stadt Kempen trauert um einen besonderen Menschen, der viele durch seine Großherzigkeit und Freundlichkeit berührt hat: Heinz-Wilhelm „Kuffi“ Wolters ist im Alter von 89 Jahren gestorben. 

Ulrike Gerards

Die Vorstellung der neuen Schwester-Ina-Medaille durfte über Jahre im Terminkalender so einiger Menschen in Kempen nicht fehlen. Wenn Heinz-Wilhelm Wolters dazu einlud, kamen sie alle: Bürgermeister, Ehrenbürger Karl-Heinz Hermans, Propst Dr. Thomas Eicker, zahlreiche Presse-Vertreter und einige mehr. 2022 erschien die letzte, die 20. Medaille, die für den guten Zweck verkauft wurde. Nun ist der Gründer der Schwester-Ina-Stiftung Heinz-Wilhelm Wolters im Alter von 89 Jahren gestorben und die Stadt Kempen trauert um einen freundlichen und großherzigen Menschen, dem sie viel zu verdanken hat.

Wolters wuchs in der Kempener Altstadt in einer christlichen Familie auf, die ihm von klein auf einen festen Glauben und den Wert der Nächstenliebe gelehrt hatte. Er studierte Betriebswirtschaft und Technik mit dem Schwerpunkt Textilindustrie – damals war die Region eine Textilhochburg – und arbeitete anschließend für einen Faserhersteller. „Damals war ich viel unterwegs“, berichtete Wolters in einem Interview 2019 und erklärte damit schmunzelnd seine Vorliebe für schnelle Sportwagen. Im Mai 1962 heiratete er seine Frau Marianne und sie führten in Kempen ein glückliches Leben. Sie machten sich in der Textilbranche selbstständig. Ihre Firma stattete Gastronomie und Hotels mit textilem Bedarf aus – deutschlandweit und darüber hinaus. Mit Engagement und Fleiß betrieb das Ehepaar sein Unternehmen. Weil den beiden eigener Nachwuchs nicht vergönnt war, wollten sie Kindern, die es schwer haben im Leben, Gutes tun und gründeten die Schwester-Ina-Stiftung. Benannt nach der Ordensschwester Ina, die im St. Annenhof-Kindergarten gewirkt hatte und die Heinz-Wilhelm Wolters sehr geschätzt hatte. So ermöglichte er zusammen mit seiner Frau Marianne und mit stets tatkräftiger Unterstützung seiner Schwägerin Hermine Gilles den Kindern im Kinderheim St. Annenhof vieles, das über die Möglichkeiten der üblichen Finanzierung hinausging, wie Schulförderung, Kreativangebote und Freizeitaktivitäten. Dieses und vieles mehr sei möglich, weil Heinz-Wilhelm Wolters durch seine gewinnende Ansprache, durch sein unermüdliches Wirken und durch beharrliches Einwerben weiterer Spenden viele Förderer fand, blicken die Verantwortlichen des St. Annenhofs dankbar zurück. Große Gaben waren es oft, und manchmal auch kleine Gesten. Zum Beispiel wenn in den Sommerferien der Eiswagen überraschend auf den Hof fuhr. Immer wieder agierte er klug für die Stiftung. Als es die Zinssituation nicht mehr erlaubte, das Geld auf der Bank liegen zu lassen, entschied er, die niedrigen Zinsen zu nutzen, um in zwei Wohnhäuser zu investieren. Die Mieten fließen in den guten Zweck. Dabei behielt er selbst stets die Bauarbeiten im Auge. 

Die Herausgabe der Schwester-Ina-Medaille, die immer ein Kempener Wahrzeichen zeigte, war ihm über 20 Jahre lang ein Herzensanliegen, verband er so das Engagement für die Stiftung mit dem Interesse an seiner Heimatstadt. Er liebte die Kunst, engagierte sich für die Propsteikirche und die Stadtgeschichte. Die Stadt Kempen konnte sich über Spenden aus seinem Besitz für die Museen freuen. Er war stets hilfsbereit, stellte sich aber nie in den Vordergrund. Seine Herzlichkeit, Bescheidenheit und Dankbarkeit werden vielen Kempenern in Erinnerung bleiben.