Acht Ideen für die Kirche der Zukunft

Ein Spielgerät für Kinder in einer Kirche? Die Propsteikirche ohne Bankreihen? Eine mobile Kirche im Lastenfahrrad? Diese Ideen wurden in der Christ-König-Kirche neugierig betrachtet. Die katholische Pfarrgemeinde hatte zum Zukunftslabor eingeladen, ein wichtiges Etappenziel im Prozess „Kirche für Kempen. Neu denken“. 

Ulrike Gerards

Der Anlass für den Veränderungsprozess ist offensichtlich: Die Gesellschaft und damit auch das Umfeld der Kirche verändern sich rasant. Die Zahl der Kirchenmitglieder nimmt kontinuierlich ab. Während in Kempen vor 20 Jahren noch über 2.000 Menschen die Gottesdienste besuchten, sind es heute nur noch rund 300 pro Woche. Andererseits gibt es weiterhin eine Nachfrage nach Spiritualität, nach Gemeinschaft und christlichen Werten. Wie kann man das zu den Menschen bringen? „Wir müssen unsere bisherige Selbstbezogenheit aufgeben. Es geht nicht darum, wieder mehr Menschen in die bestehenden Angebote zu holen, sondern stattdessen zu hinterfragen, was die Menschen wirklich brauchen“, so Gemeindereferentin Julia Klütsch, die zusammen mit Kaplan Markus Terporten sowie den Ehrenamtlern Helmut Nienhaus und Doerte Schäfer die Projektleitung bildet. Unterstützt werden sie im Prozess von Beraterin Ursula Hahmann. Zunächst gab es eine umfassende Sozialraumanalyse mit Expertinnen und Experten für die Stadtteile aus der Kirchengemeinde, aber auch darüber hinaus. Es wurde untersucht, welche Menschen hier leben und welche Bedürfnisse sie haben. Auf dieser Basis wurden in drei Gemeindetreffen über 130 Ideen und Optionen entwickelt. Daraus sind acht konkrete Handlungsmodelle entstanden, die nun im Zukunftslabor vorgestellt und diskutiert wurden.

Ein Punkt ist, dass die Propsteikirche St. Marien der zentrale und attraktive Gottesdienstort für alle werden soll. Die Fragen, die sich daraus ergeben: Wie kann man Platz schaffen, um die Kirche zu einem Ort für alle zu machen? Und was sind gute Ideen für die anderen beiden Kirchen: St. Josef im Süden in Kamperlings und Christ-König im Norden im Hagelkreuz-Viertel. Auch dafür gibt es Ideen, wie eine Kirche der Kinder, mit besagter Möglichkeit, einen Indoor-Spielplatz einzurichten, ein Ort für Jugendliche oder eine Kultur- und Kreativ-Kirche. Ein „kooperativ-spiritueller Ort“ könnte die Heilig-Geist-Kapelle am Buttermarkt werden und so mit neuem Leben gefüllt werden.

Die Kirchengemeinde möchte aber auch nach draußen gehen. „Mobile Kirche“ ist das Stichwort, unter dem man bei Veranstaltungen in der Stadt unterwegs sein könnte. Möglich ist zudem eine Ritualagentur, die kreative und individuelle Ritualgestaltungen für bedeutende Lebensmomente bietet und offen ist für alle. Individuelle Wünsche für Hochzeiten ermöglichen, große Tauffeste feiern oder Segen für queere Paare spenden sind nur einige der Ideen. Eine Bibliothek der Dinge & Talente soll nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch Gemeinschaft fördern. 

Beim Zukunftslabor wurden diese Ideen nun intensiv diskutiert. Wie geht es nun weiter? Von den Gremien Pfarreirat und Kirchenvorstand sowie vom Pastoralteam gab es das Signal, dass man neue Wege gehen möchte. Die vorgestellten Ideen sind vielfältig angelegt – jedoch sind sie nicht beschlossen. Vielmehr stehen sie jetzt in einer Erprobungsphase. In kleinen Schritten und Experimenten muss getestet werden, welche Modelle in der Praxis funktionieren und wo die Menschen sich tatsächlich engagieren möchten. Nur die Ansätze, die sich als tragfähig erweisen, werden anschließend weiterverfolgt.