Ulli Potofski war mehr als nur ein bekannter Sportjournalist – für das Team von erlebe Kempen war er ein engagierter Wegbegleiter und ein Mensch mit Herz. Am 2. August ist er im Alter von 73 Jahren gestorben. Seine Geschichten, seine Offenheit und sein Humor werden uns fehlen.
Ulrike Gerards
Diese Nachricht war auch für das Team von erlebe Kempen ein Schock: Am 2. August ist Ulli Potofski im Alter von 73 Jahren gestorben. Trotz seiner Krankheit hatte er bis zuletzt so viel Zuversicht ausgestrahlt, dass er wieder gesund werden würde, und wir hatten mit ihm gehofft. Leider hat er den Kampf gegen die Krankheit Leukämie dennoch verloren.
Ulli, der seit 2021 in Kempen wohnte, hatte uns beim Aufbau unseres Magazins gerne unterstützt, indem er Kontakte vermittelte, uns an seinem Fußballwissen teilhaben ließ und Menschen aus Kempen und Umgebung für uns in der Reihe „Ulli trifft“ Fragen stellte. Sein reicher Erfahrungsschatz, seine Lust am Gespräch und seine Neugier machten diese Treffen für uns immer wieder zum Highlight. Immer hatte er eine Anekdote parat. Ein Interview mit Karl-Heinz „Kalla“ Josten vom FC St. Hubert mit seinen Unicef-Kickern und den tollen Jugendturnieren? Natürlich erinnerte sich Ulli gleich an das letzte gemeinsame Treffen – 35 Jahre zuvor! Besuch in der Tanzschule? Da konnte der ehemalige „Let’s Dance“-Teilnehmer einiges erzählen. Unvoreingenommen, auch kritisch und immer mit einem Augenzwinkern blickte er gerne auf seine Wahlheimat.
Erlebe Kempen-Herausgeber und Tonstudioinhaber Patrick van der Gieth und ihn verband eine Freundschaft. Für seine Hörbücher und andere Projekte war er immer wieder zu Gast. „In den vergangenen 16 Jahren haben wir viele Stunden zusammen im Studio verbracht. Wir haben viele tolle Gespräche geführt. Er war ein toller Mensch“, so Patrick van der Gieth.
Aber blicken wir zunächst einmal zurück auf das Leben der Sportreporterlegende:
1952 wurde Ulrich Potofski auf Schalke geboren. Nach seinem Hauptschulabschluss absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Koch. Von Frank Elstner wurde er fürs Radio entdeckt. 1970 begann er seine journalistische Karriere bei Radio Luxemburg. In den 70er Jahren kam er viel herum, war auch als Puppenspieler, Schlagersänger und Diskjockey tätig. 1979 ging er als Sportreporter zum WDR-Hörfunk und wechselte 1984 zum neugegründeten Fernsehsender RTL, wo er als Sportchef maßgeblich am Erfolg dieses ersten Privatsenders in der Bundesrepublik mitwirkte. Ab Ende der 80er Jahre moderierte er die Fußball-Show „Anpfiff“. Viele weitere Sportsendungen folgten. Beim Sender Sky moderierte er unter anderem Formate wie „Mein Stadion“.
Mit seinem auffälligen Lockenkopf erarbeitete er sich schnell eine Art Kultstatus im deutschen Fernsehen und erhielt 1989 einen Bambi als beliebtester Fernsehmoderator. Es dauerte auch nicht lange, da tauchte er neben dem Sport auch in Unterhaltungssendungen auf, wie etwa in der Comedy-Sendung „RTL Samstag Nacht“. Viele erinnern sich aber auch gerne an die RTL-Sendung „Domino Day“, die er mit kommentierte. Oder sie kennen seine Stimme aus der Hörspielreihe „Teufelskicker“, in der er in über 100 Folgen den Sportkommentator sprach. 2016 nahm er an der 9. Staffel der Tanzshow „Let’s Dance“ teil, mit einem durchaus eigenen Stil und mäßigem „tänzerischem Erfolg“, aber auf jeden Fall als sympathischer Unterhalter.
Kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika entstand dann der Kontakt nach Kempen. Über ein Buchprojekt, an dem er beteiligt war, lernte er Verleger Hans-Jürgen van der Gieth vom BVK Buch Verlag Kempen kennen. Und da er für seine Buch-Ideen gerade einen neuen Verlag suchte, arbeitete man zusammen. In dem Kempener Verlag erschien dann zunächst das Kinderbuch „Locke und der Voodoo-Zauber“ – und einige weitere Bücher und Projekte folgten. Viele davon für Kinder.
Die Förderung der Lesekompetenz bei Kindern war Ulli Potofski ein wichtiges Anliegen, erinnert sich Hans-Jürgen van der Gieth: „Er hat oft geklagt, dass die Lesebereitschaft zurückgeht.“ Und er tat etwas dagegen, besuchte Schulen, besonders solche, die Herausforderungen wie einen hohen Migrationsanteil zu bewältigen haben. Seine Besuche waren weit mehr als „Lesungen“, es waren richtige „Lese-Shows“, blickt Hans-Jürgen van der Gieth zurück. Er erzählte nicht nur seine Geschichten, sondern animiert die Kinder mit allerlei Aktionen, selbst aktiv zu werden.
2018 gründeten die beiden zusammen den L100Verlag, in dem eine bunte Mischung ganz unterschiedlicher Bücher aus den verschiedensten Genres erscheinen. So gehören Bücher von Wolfgang Bosbach (gemeinsam mit Ulli Potofski), Jürgen B. Hausmann, dem bekannten Kabarettisten aus Alsdorf bei Aachen, Holger Pfandt (Sportjournalist) aus Düsseldorf oder dem Weltreisenden Daniel Dakuna, der spannend und einfühlsam von seinen Reisen als „Beifahrer“ erzählt, zum ambitionierten Programm. „Wir wollten Literatur herausbringen, die uns selbst gefällt“, so Hans-Jürgen van der Gieth. Ebenfalls gründeten Potofski und van der Gieth zusammen den Spiel(e)Macher Verlag.
Die gemeinsame Arbeit in den Verlagen war auch der Hauptgrund dafür, dass Ulli Potofski dann 2021 nach Kempen zog, wo er im Verlag an der St. Huberter Straße sein Büro hatte. In den vergangenen Monaten war er dort aber schon weniger zu sehen.
Schon länger ging es ihm nicht gut, er war ständig müde, verlor an Gewicht. Seine Termine absolvierte er weiterhin professionell. Im Mai dann die Diagnose: Leukämie.
Doch Ulli ließ sich nicht unterkriegen, sendete auch aus dem Krankenbett noch Folgen seines geliebten Podcasts „Herz, Seele, Ball“, weiterhin mit viel Humor grüßte er als „krankes Huhn“, allerdings deutlich geschwächt von der Krankheit und der Therapie.
Er war ein Show-Mensch, er stand gerne im Rampenlicht. Daher sagte er auch ungern Nein, wenn er Anfragen erhielt. So erlebte man ihn in Kempen zum Beispiel auch als Moderator des Torwandschießens des Werberings auf dem Buttermarkt. Er wollte bis zuletzt für seine Fans da sein, suchte auch in der gesundheitlich schwierigen Phase die Öffentlichkeit. Er war sich sicher: „Irgendwann passiert noch einmal etwas Bedeutendes in meinem Leben.“ Und so begleitete ihn stets die Hoffnung, dass er wieder gesund wird.
Besonders tragisch ist, dass es in der Spenderdatei einen passenden Spender für ihn gegeben hatte. Der Termin für die Knochenmarktransplantation war schon geplant. Doch leider kam es dazu nicht mehr.
Nach seinem Tod war die Anteilnahme groß. Viele Fußball-Clubs und TV-Sender würdigten seine Verdienste. Für „RTL aktuell“ war er ein „Pionier des Privatfernsehens und eine der prägenden Stimmen des Sports bei RTL“. Fußballer Gerald Asamoah erinnert sich via Facebook an einen seiner größten sportlichen Tiefpunkte, den Abstieg mit Schalke 2021. „Das Interview nach Abpfiff war eines meiner emotionalsten und Ulli traf in diesen schwierigen Minuten genau den richtigen Ton: Fair, mitfühlend, trotzdem auch journalistisch.“ Auch in Kempen erinnern sich viele gerne an ihn. „Ulli war immer ein liebenswerter und hilfsbereiter Kollege, und er hatte einen genialen Humor“, so TV-Moderator Thorsten Sleegers. „Er hinterlässt eine große Lücke.“ Viele Kempenerinnen und Kempener erinnern sich aber auch einfach an einen netten Menschen, der beim Einkauf immer ein nettes Wort oder einen flotten Spruch auf den Lippen hatte.
Obwohl er in seinem Leben so viele berühmte Menschen getroffen hatte, war er nie abgehoben, war ein toller Gesprächspartner. Vorurteilsfrei ging er an alle Menschen heran, hatte Verständnis für vieles. Er war sehr warmherzig und ein Menschenfänger.
Am 22. August ist er auf dem Schalker Fan-Feld in Gelsenkirchen-Beckhausen beerdigt worden. So wie er es sich gewünscht hatte. Seine Urne hat die Form eines Fußballs und die Farben seines Lieblingsvereins blau und weiß.
Wir trauern gemeinsam mit seiner Familie, seiner Lebensgefährtin Nadja Bogdanovic und allen Fans und Freunden. Wir sind dir sehr dankbar und werden dich nie vergessen, Ulli!
Nicht du!
Das war einer der ersten Gedanken, die ich hatte, als ich hörte, dass Ulli gestorben ist.
Wir saßen Büro an Büro – und doch so oft an einem Tisch.
Wir haben L100 zusammen aufgebaut. Und wollten doch noch so viele Bücher gemeinsam veröffentlichen.
Wir haben zusammengearbeitet, ja, aber wir haben noch so viel mehr zusammen erlebt.
So viele schöne Stunden, die uns miteinander verbinden. –
So viele Gespräche. Über all die Jahre.
Du gingst zu früh.
Du wirst mir fehlen.
Hans-Jürgen van der Gieth / L100verlag
Lieber Ulli!
Wir sind sehr traurig, dass wir nun nicht mehr mit dir Tischtennis spielen können, nicht mehr deinen Geschichten lauschen und mit dir (nicht nur über die roten Bademäntel) -lachen können. Wir verlieren mit dir einen liebenswerten Sportfreund. Du wirst uns fehlen!
Günter / Hans-Jürgen / Harald /
Ulli / Willi / Wolfgang D. / Wolfgang H.

