Förderung für  Solarstrom vom Königshüttesee

Rund 900.000 Euro Förderung erhalten die Stadtwerke Kempen
für den Bau einer sogenannten Floating-PV-Anlage, also einer schwimmenden Solaranlage. Und noch eine gute Nachricht: Die Stadtwerke bleiben unabhängig.
 

Patrick van der Gieth und Ulrike Gerards

Hoher Besuch in der Nachbarschaft: NRW-Umweltminister Oliver Krischer war zu Gast am Kiessee der Firma Klösters Kies & Beton GmbH in Wachtendonk. Und brachte eine Förderzusage über 875.740 Euro für die Stadtwerke Kempen mit, die Stadtwerke-Geschäftsführer Daniel Banzhaf entgegennehmen konnte. Der Energieversorger möchte gemeinsam mit der Klösters Kies & Beton GmbH auf dem östlichen Teil des Königshüttesees eine Floating-PV-Anlage aus zwei Blöcken mit insgesamt acht Megawatt bauen. 

Die Genehmigung ist schon beantragt und wird im Frühjahr erwartet. Der Baubeginn ist dann voraussichtlich Ende 2025. Die 52.000 Quadratmeter große Anlage soll in Zukunft rund 8.000 Megawattstunden (MWh) Strom pro Jahr erzeugen. Damit könnte man rund 2.500 Drei-Personen-Haushalte mit Strom versorgen, so die Stadtwerke. Die Floating-PV-Anlage ist also ein bedeutender Schritt zum erklärten Ziel, dass Kempen bis 2040 klimaneutral wird. 

Dabei helfen aber auch viele Privathaushalte mit: „In Kempen spüren wir ein großes Interesse an PV-Anlagen“, so die Stadtwerke. Beratungen gibt es für viele Einfamilienhäuser, aber auch Mehrfamilienhäuser. Auch Anfragen von Vermietern von Mehrfamilienhäusern gehen ein, die die Stromkosten ihrer Mieter senken möchten. „Auch hier bieten wir eine individuelle Beratung an“, so die Stadtwerke. Balkonkraftwerke seien ebenfalls ein Thema. Im Januar waren bei den Stadtwerken rund 2.400 einzelne Anlagen mit insgesamt 31,5 Gigawatt Peak (GWp) Leistung registriert. Insgesamt seien die Nachfragen 2024 im Vergleich zu 2023 ein bisschen zurückgegangen. Da mittlerweile die Kosten für die Komponenten weiter gesunken seien, gehen die Stadtwerke aber davon aus, dass die Nachfrage wieder steigt. Kundinnen und Kunden interessieren sich aktuell vermehrt für Ersatzstromlösungen, also Batteriespeicher. Dabei müssen die Stadtwerke dann aber darüber aufklären, dass sich diese als Lösung bei einem Stromausfall nicht eignen, denn handelsübliche Anlagen schalten sich dann ab. 

Partnersuche bis auf Weiteres eingestellt

Gute Nachrichten gab es zuletzt auch mit Blick auf die Finanzen der Stadtwerke Kempen: Im Oktober des vergangenen Jahres teilte der lokale Energieversorger mit, dass mit rund 1,6 Millionen Euro ein positives Ergebnis für das Geschäftsjahr 2023 erwirtschaftet werden konnte. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund deutlicher Verluste in den Jahren 2021 und 2022 eine Verbesserung und damit eine sehr gute Nachricht.

Zuvor hatte es geheißen, dass die Stadtwerke, die eine 100-prozentige Tochter der Stadt Kempen sind, einen strategischen Partner suchten, der einsteige und unter anderem frisches Kapital für große Projekte zur Verfügung stelle. „Der Prozess der Partnersuche wurde durch einen Ratsbeschluss im Dezember 2024 bis auf Weiteres eingestellt. Das bedeutet, dass die Stadtwerke Kempen GmbH weiterhin 100 % unabhängig bleiben“, teilten die Stadtwerke nun auf Anfrage von erlebe Kempen mit. 

Verband kritisiert Einschränkungen 

Aber zurück nach Wachtendonk: Der Minister überbrachte zwar gute Nachrichten für Kempen, nahm aber gleichzeitig einen Brief voller Verbesserungsvorschläge mit. Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE), ein Interessenverband aus Unternehmen, Vereinen, Initiativen und Bürgern, die sich für den Ausbau regenerativer Energien stark machen, hatte Oliver Krischer eingeladen, um ihre Forderung deutlich zu machen. Zwar boome der Solarenergieausbau in Nordrhein-Westfalen. Doch bei innovativen Anwendungen wie Floating-PV hinke man deutlich hinterher, da die aktuellen bundesrechtlichen Rahmenbedingungen diese oft verhinderten. Konkret verantwortlich seien Regelungen im Wasserhaushaltsgesetz (WHG). Danach dürfen nur 15 Prozent der Gewässeroberfläche von den Modulen einer Floating-PV-Anlage bedeckt sein, die wiederum mindestens 40 Meter Abstand zum Ufer einhalten müssen. „Diese restriktiven Vorgaben schränken das Potenzial schwimmender Solarparks in einem Maße ein, dass sich viele Projekte wirtschaftlich nicht rechnen“, so der LEE-NRW-Vorsitzende Hans-Josef Vogel.

Ein Beispiel gab es gleich vor Ort: Auf dem Kiessee planen die Gemeindewerke Wachtendonk zusammen mit der lokalen Bürgerenergiegenossenschaft einen schwimmenden Solarpark. Nach den ursprünglichen Plänen sollte das Projekt eine Leistung von rund 10 Megawatt (MW) umfassen, infolge der gesetzlichen Einschränkungen ist die Kapazität auf 4 MW reduziert worden. Alexander Pasch, Geschäftsführer der Gemeindewerke Wachtendonk und Vorstandsmitglied der Bürgerenergiegenossenschaft, würde aus Umweltschutz- und wirtschaftlichen Gründen gerne die größere Variante bauen: „Gemessen an den Fixkosten, die beispielsweise für die Änderung eines Flächennutzungsplanes oder den erforderlichen Netzanschluss anfallen, ist der Unterschied zwischen einer größeren und einer kleineren Anlage nicht allzu groß.“ 

Besonders bitter: Die Gemeindewerke Wachtendonk hatten vom Land NRW für ihr Vorhaben zwischenzeitlich eine Förderzusage von 830.000 Euro erhalten. Da die Genehmigung für den schwimmenden Solarpark aber ausblieb, verfiel dieser zeitlich befristete Zuschuss.