Kolpinghaus – mit neuem Namen geht es weiter

Happy End für viele Vereine in der Stadt Kempen – lange war die Zukunft des Kolpinghauses an der Peterstraße mit seinem großen Veranstaltungssaal ungewiss. Nun ist eine Lösung gefunden. Schon im September soll es im Restaurant und auf den Kegelbahnen wieder losgehen. 

Ulrike Gerards

Für Christoph Wefers (43) ist es ein bisschen wie nach Hause kommen an die Peterstraße, wo er groß geworden ist und wo er einst die Kneipe Mauli’s betrieben hat. Nun zieht Wefers, der bisher zusammen mit Jens Baeseler das Falko am Buttermarkt geführt hat, mit der Familie in die Wohnung in das zweite Obergeschoss des bisherigen Kolpinghauses und sorgt wieder für Leben im Restaurant, auf den Kegelbahnen, in den Sälen und Hotelzimmern.

Bei der Vorstellung Mitte Juli ist das Restaurant noch eine Baustelle. Pinsel und Farbe stehen herum. Frischer und heller soll das Restaurant werden, mit Weiß und hellem Grau und einigen roten Akzenten. Die ersten Wochen sind noch Kennenlernphase in dem großen Haus. Welcher Schalter ist für was? Welche Tür führt wohin? „Ein Lob an den Architekten, das Haus ist unglaublich gut geplant, es gibt kurze Wege und alles ist gut zu erreichen“, freut sich Wefers.

Im ersten Schritt wolle er den kleinen Saal, die Kegelbahnen und das Restaurant aufmachen, so der Gastronom. „Außerdem die Hotelzimmer im ersten Obergeschoss, dort sind vier Doppelzimmer und ein Einzelzimmer.“ Bevor es soweit ist, wird aber auch dort noch etwas renoviert und verschönert. Wefers möchte da schon den Kempener Standard halten. Mitte September soll es losgehen. Wefers nimmt sich Zeit, will nichts überstürzen, sondern sorgfältig alles aufbauen. Diese Erfahrung hat er aus anderen Gastroprojekten mitgenommen. 

Im Restaurant hat in Zukunft Küchenchef Dennis Jurovic das Sagen. „Gut bürgerlich, mit einer kleinen Karte“, so soll das Angebot aussehen. Geöffnet ist das Restaurant ab 17 Uhr von Donnerstag bis Montag, Dienstag und Mittwoch sind Ruhetage. „So fangen wir an und gucken mal, wie die Nachfrage ist“, so Wefers.

Kegelbahnen und Co. schon reservieren

Eine kleine Sorge bereitet Christoph Wefers noch die Frage nach dem Personal. Er hofft, fähige Leute für den Service zu finden. Aber er zeigt sich zuversichtlich. Bewerbungen für eine Stelle, aber auch Anfragen und Reservierungen, auch für die Kegelbahnen, können bereits unter Tel. 0171 7572912 getätigt werden. 

Für die Nutzung der Zimmer im zweiten Obergeschoss, vier Doppel- und zwei Einzelzimmer, muss noch der Brandschutz ertüchtigt werden, daher kommen diese erst später hinzu. Der große Saal, verspricht Christoph Wefers, solle zur Veranstaltungssaison ab Mitte November bereit stehen. Besonders die Karnevalsvereine sehnen diese Möglichkeit herbei. „Wir werden hier tolle Feste erleben“, freut sich Wefers, der in Zukunft auch Kulturveranstaltungen anbieten möchte. Und er blickt auch nach draußen: Gerne würde er in Zukunft das angrenzende Gartengrundstück mit nutzen, das zum Haus dazu gehört. Nicht mehr zum Haus gehören wird der Name: Da das bisherige Kolpinghaus mit dem katholischen Verband Kolpingwerk Deutschland nichts mehr zu tun hat, habe der Verband der Namensgebung nicht mehr zugestimmt, erklärt Bürgermeister Christoph Dellmans. Daher muss ein neuer Name her. Die Überlegungen dazu laufen.

Zum Hintergrund: Der Kölner Priester Adolph Kolping (1813-1865) gründete Gesellenvereine, um jungen Handwerkern eine Heimat zu bieten. Auch in Kempen entstand ein solcher Verein. Zwei Standorte von Vereinsheimen gab es bereits, als das neue Kolpinghaus Anfang der 80er Jahre am dritten, heutigen Standort an der Peterstraße Ecke Hessenwall entstand. Dafür wurde das alte Kaufmannshaus an der Peterstraße 24 erweitert um einen Neubau, der vom Kempener Architekten Heinz Cobbers entworfen wurde. Die Stadt übernahm das Gebäude 1983, die Kolpingfamilie nutzte es nur noch selten, mittlerweile gibt es keine Verbindung mehr zum Verein. Seit 1997 war Sedin Muratovic Pächter. Bürgermeister Dellmans dankte Muratovic für über 25 Jahre Kolpinghaus-Betrieb. Dieser hat mittlerweile das Franzuse Hüske in Grefrath übernommen.

Lange Diskussionen über die Zukunft des Gebäudes

Schon seit einigen Jahren gab es Diskussionen über den sanierungsbedürftigen Zustand des Kolpinghauses. Auch Überlegungen zum Verkauf des Gebäudes und Neubau einer Veranstaltungsstätte an neuem Ort standen im Raum. Zwischenzeitig hatten Vereine die große Sorge, dass sie ohne Räumlichkeiten dastehen könnten. 

Das Thema Sanierungen liegt nun in der Verantwortung von Christoph Wefers. Er hat, wie bereits seine Vorgänger, mit der Stadt Kempen als Eigentümerin der Immobilie, einen „Erbbaurechtsvertrags“ unterzeichnet. Und der sieht vor, dass der Pächter selbst für die Sanierungen aufkommt. 

Es habe mehrere Bewerber gegeben, so Bürgermeister Christoph Dellmans. Aber einige seien dann doch wieder abgesprungen, andere hätten Verwaltung und Politik nicht überzeugt. Im März hatte sich Christoph Wefers dann im Wirtschaftsausschuss der Politik vorgestellt. 

Wefers bringt einige Gastro-Erfahrung mit, hatte lange die Kneipe Mauli’s an der Peterstraße. Seit 2015 ist er zusammen mit Jens Baeseler im Falko am Buttermarkt verantwortlich. 2022 kam die Butze hinzu, eine Konzertlocation im Dreiländereck zwischen Kempen, Tönisvorst und Oedt. 

Mit Erfahrung und Herzblut

Die Politik habe überzeugt, mit wie viel Einsatz und Empathie für Kempen Wefers an die Sache herangehe, schilderte Bürgermeister Christoph Dellmans. „Er hat gezeigt, mit wie viel Herzblut er das Haus betreiben möchte. Das hat uns schon sehr beeindruckt.“ Dellmans freut sich, dass es noch solche Leute gibt, die ein Wagnis eingehen. Hier stimme das Bauchgefühl. „Die kennen Kempen.“ 

Das bestätigt auch Christoph Wefers, der im Werbering aktiv ist und gute Kontakte zu Vereinen und Wirtschaft in der Stadt habe. „Ich konzentriere mich ab jetzt voll auf das Kolpinghaus“, erklärt er. Sein Partner Jens Baeseler übernimmt die alleinige Leitung des Falko am Buttermarkt. Die Butze schließen sie zum Ende des Jahres. „Ab September wird es dort aber noch mal ein dickes Programm geben“, kündigt Wefers an. Weiterhin betreiben werde er das Vereinsheim des SV Thomasstadt am Sportplatz an der Berliner Allee. Der Club sei eine Herzenssache. 

Nun steht das Kolpingaus als großes Projekt an – „für uns alle“, so Wefers, der seine Frau Judith und seine Kinder Lena und Lukas mit einschließt. Er zieht bewusst dort ein, um immer vor Ort zu sein. Für ihn sei dies das „abschließende Arbeitsprojekt meines Lebens“, so der 43-Jährige augenzwinkernd. Der Vertrag läuft bis zum Jahr 2047 – „dann bin ich 65, das passt ganz gut“, so Christoph Wefers.