Der Rockstar, der aus Kempen in die Welt zog

Der Kempener Dennis Hormes hat als Gitarrist die Welt bereist, wird von Kollegen geschätzt, von der Fachpresse gefeiert. Vor vier Jahren zog es ihn zurück in seine Heimatstadt. 

von: Ulrike Gerards

Zum Zitronengrastee, den Eppi Funken anbietet, sagt Dennis Hormes nicht nein. Kaffee trinke er eigentlich nicht mehr. Dafür viel Milch – ist gut für die Knochen. Bei Auftritten ist Alkohol mittlerweile kein Thema mehr, das Rauchen wird auch weniger. Das Rockerleben ist gediegener geworden. Ob das mal anders war? „Wir haben uns schon ausprobiert“, verrät der 41-Jährige vielsagend. So im Alter von Mitte 20 bis 30 da habe man schon ordentlich Party gemacht. Besonders zusammen mit der Band von Marc Terenzi gab es viel zu feiern. Nach verschiedenen Stationen in großen deutschen Städten ist er seit vier Jahren wieder zurück in seiner Heimatstadt Kempen. Zuerst zentrumsnah, mittlerweile lebt er ländlicher. 

Die Leidenschaft für die Musik ist mit dem Alter aber kein Stück kleiner geworden. Dennis Hormes hat als Wunderkind an der Gitarre für Aufsehen gesorgt. Mit zwölf Jahren stand er zum ersten Mal auf der Bühne. Mit 14 hatte er seinen ersten Endorsement-Deal, mit 16 die erste Kooperation mit Gibson, eine der bekanntesten Gitarrenmarken der Welt. Damit war er der weltweit jüngste Musiker, mit dem ein solcher Werbevertrag abgeschlossen wurde. Seit 22 Jahren ist er Endorser für Yamaha. Solche Kooperationen waren ein großer Glücksfall, die dazu beitrugen, dass der Kempener in der Musikwelt gesehen und gehört wurde, sagt er heute. 

Dennis Hormes tourte mit US-Starbassist T.M. Stevens durch Amerika und Fernost. Er hat mit Künstlern wie Fettes Brot, The Boss Hoss oder Roachford gearbeitet. Die Fachpresse ist auch heute noch voll von Lobeshymnen auf den Kempener. Nicht nur für Experten, sondern auch für viele seiner Musikerkollegen sei Dennis Hormes einer der besten deutschen Gitarristen, der – nebenbei bemerkt – auch über eine exzellente Gesangsstimme verfüge, heißt es dort zum Beispiel. 

Seit dem Schulabschluss hat er eigentlich immer Musik gemacht. Er versuchte es mal mit einem Job im Quality-Controlling beim Tontechnikhersteller Behringer. Etwas Solides, um mit dem Gehalt eine Absicherung zu haben. Aber als die Firma merkte, wen sie da angestellt hatten, war er dann doch wieder schnell als Musiker gefragt. Eine tolle Zeit, erinnert er sich. 

Die meisten Fertigkeiten an der Gitarre brachte er sich selbst bei. Musiklehrer Eppi Funken musste an der Eigenwilligkeit bald kapitulieren. Das bescherte Dennis Hormes einen ganz eigenen Stil. „Ich mache eigentlich nichts, wie es im Buch steht.“ Notenlesen kann er bis heute nicht. Er spielt alles nach Gehör, was dann in klassischeren Settings wie in der Musical-Produktion schon mal für Spott bei Mitmusikern sorgt, die ihm dann auch mal eine etwas andere Lektüre auf dem Notenpult platzieren. 

Wie viele Künstler hat Dennis Hormes coronabedingt zwei schwere Jahre hinter sich. „In dieser Zeit habe ich von meinen Ersparnissen gelebt“, erzählt er. Als Mitglied der Julia Neigel Band gab es in der Corona-Zeit zumindest einige wenige Auftritte fürs Fernsehen. Natürlich habe er die Zeit genutzt, um wieder zu schreiben. Aber er ist sichtlich froh, dass es nun auch wieder mit den Live-Auftritten richtig losgehen kann. 

Dennis Hormes ist auf den unterschiedlichsten Bühnen, in verschiedensten Konstellationen zu sehen. Mit dem Musical ‚Richard O’Brien’s Rocky Horror Show‘ ist er insgesamt fast drei Jahre lang durch Europa getourt. Im siebten Jahr ist er schon zusammen auf Tour mit Julia Neigel, die stimmgewaltige Sängerin, die bereits seit 1988 im Geschäft ist und mit Schatten an der Wand ihren ersten Hit hatte. Wenn die Zeit es zulässt, ist er mit seinem eigenen Trio, mit Benni Koch an den Drums und Claus Fischer am Bass, auf der Bühne. Und das sind nur einige wenige Beispiele für sein Schaffen. 

Planbar ist so ein Musikerleben eher selten – mit Corona schon mal gar nicht mehr. „Bis vorgestern war mein Kalender für November fast leer, jetzt ist er fast voll“, erzählt er. „Ich bin froh, dass ich das machen kann, was ich mag.“ So könne er auch mal Angebote ablehnen, wenn diese so gar nicht zu ihm passen.  

Von vielen großen Namen umgeben, beeindruckt Dennis Hormes Star-Kult um diese nicht sonderlich. Die Musik steht für ihn im Vordergrund. Wenn er bei After-Show-Partys mal auf wirkliche Weltstars getroffen ist, sind diese meist gar nicht sehr aufgefallen. Es seien eher die B- und C-Promis, die einen großen Hype um ihre Person veranstalten. Er selbst fühle sich auch in der zweiten Reihe wohl und spiele einfach nur Gitarre. Auch wenn die Annehmlichkeiten, die mit großen Gigs für RTL oder ähnliche einhergehen, natürlich schon nett seien.  

Umgeben von so vielen Gitarren in Eppis Musikhaus Funken an der Kleinbahnstraße muss man natürlich noch über das Instrument reden. Dennis fällt es nicht schwer, seine Lieblingsgitarre zu benennen. Wahrscheinlich, weil er damit so viel durchgemacht hat. „Klampfen-Klau mit Happy End“ titelte der Express dazu vor drei Jahren. Nur kurz hatte er auf dem Weg zum Studio sein Auto abgestellt, da wurde die Scheibe eingeschlagen und Equipment geklaut. Darunter eine sehr seltene E-Gitarre der Marke Yamaha, ein Prototyp. Die Polizei machte ihm keine große Hoffnung, dass er das Instrument wiedersehen würde. Doch manchmal kommt es anders: Fünf Jahre später bekam er eine Nachricht mit Foto und der Frage: „Ist das nicht deine?“ Der Dieb hatte das gute Stück vier Jahre nach dem Diebstahl zum Pfandleiher gebracht und magere 100 Euro bekommen. Als er diese nicht abholte, brachte das Pfandhaus das Instrument zu einem Viersener Musikgeschäft, in dem man es gleich wiedererkannte. 

Die Gitarre ist in nächster Zeit wieder oft gefragt, denn Dennis Hormes hat einiges vor. So ist eine große Tour mit Julia Neigel in Planung. Darauf freut sich der Kempener schon. Die Touren seien sehr angenehm, die Chemie im Team und die Rahmenbedingungen für die Auftritte stimmen. Geplant ist ein Festival mit Nik Kershaw, Bonnie Tyler und anderen Ikonen der 80er. „Dafür haben wir eine hochkarätige Band zusammengestellt.“ Besonders auf den britischen Multi-Instrumentalisten, Singer-Songwriter und Komponisten Nik Kershaw freue er sich. „Einer meiner absoluten Helden, vor allem ein netter Kerl.“ Dazu gibt es die Idee zu einem Musical zu Jack the Ripper. Aber solche Touren sind kräftezehrend. „Ich bin da eher ein Freigeist. Musicals spielen ist schon ganz anders.“ Aber auch heimatnah passiert was. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für einen Gig in der neuen Event-Location Die Butze am 17. November (siehe Info-Kasten), auf den er sich schon sehr freut. Es werde Cover-Stücke geben, Ami-Rock-Pop, aber auch was von Grönemeyer, dazu eigene Sachen. „Das wird der Hammer“, ist Dennis Hormes überzeugt.

Foto: Patrick van der Gieth