Da kommen sie doch ins Schwärmen, die Mitglieder der Kendel-Bühne St. Hubert, die auf nunmehr 25 Jahre Bühnenerfahrung stolz zurückblicken. Und dieser Stolz ist berechtigt: Man muss einiges an Idealismus, Begeisterung, Freude und Verantwortungsbewusstsein für ein Amateurtheater mitbringen. Menschen, die das „Ich“ in die Aufgabe des „Wir“ stellen, für alljährliche volkstümliche Theateraufführungen. Für erlebe Kempen berichtet Karin Schenk von „hinter den Kulissen“.
Zunächst ein Blick zurück: Der 5. Juni 2000 ist für die Kendel-Bühne ein historischer Tag. Nach einem Aufruf von Marlene Lenßen trafen sich erstmals in der Gaststätte Leyers fast 20 interessierte St. Hubert mit mehr oder weniger Theater- und Spielerfahrung. Die muntere Gruppe war Feuer und Flamme und von dem Gedanken beseelt, ein St. Huberter Laienspieltheater zu gründen. Bei der Gründungsversammlung am 15. September 2000 gab es mehrere Namensvorschläge. Die Wahl fiel schließlich auf „Kendel-Bühne“.
Mit finanzieller Unterstützung des Heimatvereins St. Hubert für die erste Bühnenausstattung konnte die neue Theatergruppe bereits im November 2000 beim Mundartabend des Vereins ein vorweihnachtliches Bühnenstück aufführen. Angespornt vom ersten großen Applaus wurde von der Kendel-Bühne im Herbst 2001 ein richtig „großes“ Lustspiel auf die Bühne gebracht: das Volksstück „Die Herzmaschine“. Die Resonanz in der Presse spiegelte den Erfolg der Aufführung wider: „Aufführung mit viel Herz und Humor“.
Die Akteure der Kendel-Bühne kommen aus den unterschiedlichsten Berufs- und Altersgruppen. Das hat den Vorteil, dass jeder neben seiner Leidenschaft fürs Theater auch weitere Fähigkeiten mitbringt. Das jüngste Mitglied, Licia Stickelbrock, ist 31 Jahre alt (seit 15 Jahren Mitglied), Nelly Pricken (91) das älteste Mitglied. Bis 2003 war Marlene Lenßen Vorsitzende der Kendel-Bühne. Von 2003 bis 2006 hatte die mittlerweile verstorbene Elisabeth Tönnis den Vorsitz. Seit 2006 leitet Johannes Dicks, der auch gleichzeitig Spielleiter ist, die Kendel-Bühne. Von den aktuell 22 Mitgliedern sind acht Personen Gründungsmitglieder: Theo und Karin Balters, Johannes Dicks, Irmgard Lemke, Marlene und Josef Lenßen, Hartmut Reimer, Karin Schenk.
Die Auswahl eines Theaterstücks fällt schon zu Jahresbeginn. Unter Berücksichtigung von verschiedenen Kriterien (Anzahl der Mitspielenden, Geschlecht, gewünschte Spieldauer, Umsetzung des Bühnenbilds mit Technik) wird bei ca. acht Theaterverlagen gesucht. Nach einem Lesemarathon werden die Stücke bewertet, wobei besonderes Augenmerk auf den Unterhaltungswert für das Publikum gelegt wird. Der Bogen spannt sich mit unterhaltsamen Komödien von A („Alle wollen Linda“) bis Z („Zickenalarm auf der Schönheitsfarm“). Die Stücke spielten u.a. in einem Pfarrhaushalt, in einer Arztpraxis, im Polizeirevier, in einer Pension.
Das Bühnenbild ist bis ins kleinste Detail durchgeplant. Jedes Mitglied der Kendel-Bühne hat noch bis zur Generalprobe gute Ideen und Vorschläge. Denn bei jeder der vier Vorstellungen ist es wichtig, dass man sich auf der Bühne wohlfühlt, um optimale Leistung zu bringen. Aber die Mühe lohnt sich. Denn die Hobby-Schauspieler spielen vor ausverkauftem Haus mit einem begeisterten Publikum. Und die Zuschauer kommen nicht nur aus St. Hubert und Kempen. Das Engagement der Kendel-Bühne hat sich bis ins Ruhrgebiet herumgesprochen.
Bei den Proben bleibt keinesfalls der Humor auf der Stecke, denn die Schauspieler haben selbst ihren Spaß an Situationskomik. „Wir haben Freude am Theaterspielen und diese Freude möchten wir weitergeben.“ Dies ist der allgemeine Tenor der Gruppe. Die Bühnenstücke werden den örtlichen Gegebenheiten angepasst und teilweise in St. Huberter Mundart gesprochen. In den Programmheften gibt es immer für einige im Stück verwendete Begriffe Übersetzungen. Im Frühjahr 2023 wurde der Kendel-Bühne der Heimatpreis der Stadt Kempen überreicht für die Bestrebungen um den Erhalt der St. Huberter Mundart.
Für die Aufführungen wird vieles in Eigenleistung hergestellt, gemanagt und durchgeführt. Aber ohne die Unterstützung von Unternehmen, Banken, Handwerkern und Sponsoren – sowohl aus St. Hubert als auch Kempen und Umgebung – wäre die Realisierung der Aufführungen merklich problematischer. Grafiker Jürgen „Moses“ Pankarz setzt seit 2007 mit der professionellen Gestaltung der Eintrittskarten, Programmblätter und Plakate die Aufführungen ins rechte Licht. Seine künstlerische einmalige Art ist ein alljährliches Highlight.
Spezielles Lustspiel im Jubiläumsjahr
2025 ist für das St. Huberter Amateurtheater ein besonderes Jahr. Aus diesem Grund wählte Johannes Dicks zusammen mit Regisseurin Claudia Stickelbrock ein spezielles Lustspiel für die diesjährige Theatersaison aus. Im November 2025 prallen gastronomische Welten aufeinander, und zwar bei Aufführungen der Komödie „Kaviar trifft Currywurst“ von Winnie Abel. Auf das Publikum wartet gekonnte Theaterunterhaltung mit witzigen Dialogen, Wortgefechten und Szenen.
Zum Inhalt der Komödie: Erna Wutschkes kleine Eckkneipe „Zum warmen Würstchen“ läuft mehr schlecht als recht. Panik bricht jedoch aus, als sich Ernas neureicher Cousin zu einem Besuch anmeldet. Diesem hat sie nämlich vor Jahren erzählt, sie betreibe ein gutlaufendes Edel-Restaurant, damit er ihr Geld leiht. In aller Eile muss nun der Anschein eines Nobelrestaurants erweckt werden. Dies stellt ihren beschaulichen Alltag gehörig auf den Kopf. Was folgt, ist ein rasend lustiges Verwechslungsspiel, bei dem schief läuft, was nur schieflaufen kann.
Info
Die Aufführungstermine im Forum St. Hubert, St. Hubert, Hohenzollernplatz 19: Samstag (Premiere), 22.11.2025, 19.00 Uhr;
Sonntag, 23.11.2025, 16.00 Uhr; Samstag, 29.11.2025, 19.00 Uhr; Sonntag, 30.11.2025, 16.00 Uhr.
Der Vorverkauf der Eintrittskarten zum Preis von 12,50 €: Samstag, 18. Oktober 2025 von 10 bis 12 Uhr. Ort: im Pausenraum der ehemaligen Volksschule, St. Hubert, Hohenzollernplatz 19; hinterer Eingang am Platz vor dem Forum. Restkarten sind ab Dienstag, 21. Oktober 2025, bei Schreibwaren Driesch, Hauptstraße 37, St. Hubert, erhältlich.