Das Petertor in Goldenem Glanz

Fährt man auf der Vorster Straße auf die Innenstadt zu, ist der alte Peterturm noch heute ein wuchtiger Hingucker am Rande der Altstadt. Doch der Turm ist nur ein relativ kleines Überbleibsel eines mächtigen Stadttores. Dieses hat die Schwester-Ina-Stiftung nun auf ihrer jährlich erscheinenden Medaille verewigt. Mit dem Erwerb tut man etwas Gutes für Kinder in Kempen. 

von Ulrike Gerards und Patrick van der Gieth

Früher war es mal aus festem Stein, seit 1999 gibt es ein Modell in Kleinformat hinter Glas und nun das Abbild in goldenem Glanz: Die Rede ist vom Petertor, das die aktuelle Schwester-Ina-Medaille ziert. Blicken wir einmal zurück: Etwa ab dem Jahr 1320 wurde um Kempen eine Steinmauer errichtet. 1.830 Meter lang und sieben Meter hoch, mit vier beeindruckenden Torburgen, schreibt der Kempener Historiker Hans Kaiser in seinem Buch „Kempen – Seine Geschichte“. Besonders gefährdet sei die Befestigung an den vier Stellen gewesen, wo Straßen in die Stadt hineinführten. Dort sorgten Ellen-, Kuh-, Enger- und Petertor für besonderen Schutz. Sie bestanden aus einem viereckigen Hauptturm, dem Bollwerk vorgelagert, mit Türmen und Toren versehen. Der Name des Petertors ist schnell erklärt: Dadurch gelangte man zur Kapelle St. Peter, dem ältesten Gotteshaus des Kempener Landes.

Im Dreißigjährigen Krieg zerstört

Dem Stadttor wurde in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648), in dem Katholiken und Protestanten gegeneinander kämpften, heftig zugesetzt. Hessische Truppen eroberten Kempen. Sie belagerten die Stadt und feuerten mit Kanonen auf Ellentor, Petertor und die Stadtmauer, bis sie schließlich in die Stadt eindrangen und die Kempener kapitulieren mussten. Die Straßennamen Hessenwall und Hessenring erinnern heute noch an dieses Ereignis. Die hessischen Besatzer rissen die Dächer der Tore und Türme ab, sodass Regen und Schnee der Bausubstanz zusetzten. Nach Kriegsende stürzte das Petertor bei Ausbesserungsarbeiten 1660 ein. Die Handwerker konnten sich mit knapper Not noch ins Freie retten, als sie das Knirschen der Mauern hörten. Zwei weitere Stadttore blieben noch länger erhalten, die Reste von Enger- und Ellentor fielen jedoch 1841 zugunsten einer neuen Straßenführung. Auch das Kuhtor wäre solchen Plänen fast zum Opfer gefallen. Dazu kam es aber nicht, sodass das Kuhtor heute noch den Norden der Altstadt prägt.

Modell im Maßstab 1:30

Aber zurück zum südlichen Petertor: Dort steht nur noch ein Turm des einst so mächtigen Tores, der heute als Wohnhaus dient. In den Räumen direkt am Turm war bis vor einigen Jahren mehr als 100 Jahre lang die Gärtnerei Thiemann zu finden. Im Jahr 1980 stieß man an der Ecke von Peterstraße zum Altstadtring auf die Fundamente des abgerissenen Parallelturmes und mauerte diese wieder teilweise auf. 1999 entstand im Auftrag des Kempener Werberings ein Modell, das der Designer Patrick Rath im Maßstab 1:30 umsetzte. Seither gibt es in einer Glasvitrine an der Peterstraße Aufschluss darüber, wie mächtig das Tor früher einmal war. 

Und dieses Modell stand Pate für die Abbildung auf der 20. Schwester-Ina-Medaille. Die Vorstellung der Medaille im Herbst ist ein lieb gewonnenes Kempener Ritual mit stets großem Interesse seitens der lokalen Presse. Die Goldstücke haben einige Fans, die sich schon auf die Neuauflage für die Sammlung freuen. Im Jahr 2003 erschien die erste Medaille mit der Kempener Burg. Seither kam in jedem Jahr ein Exemplar dazu, die mittlerweile das Rathaus, die Kapelle St. Peter, der Berfes in St. Hubert oder das Gymnasium Thomaeum zieren. 2011 schaffte es mit dem Kuhtor bereits ein Stadttor auf die Münze. Die Auswahl neuer Motive wird also immer anspruchsvoller. 

Jürgen Hamelmann, Vorstand der Schwester-Ina-Stiftung, machte beim Pressetermin deutlich, dass die Stiftung finanziell für die Zukunft gut aufgestellt ist. Gegründet wurde sie 2003 von Heinz-Wilhelm Wolters und seiner Frau Marianne. Vor zwei Jahren haben Jürgen und Elisabeth Hamelmann die Leitung übernommen. 

Benannt nach der Ordensschwester Ina

Benannt wurde die Stiftung nach der Dame, die die Rückseite der Medaille ziert: Die Ordensfrau Schwester Ina betreute von 1935 bis 1971 im St. Annenhof-Kindergarten mehr als 7.000 Mädchen und Jungen der Stadt. „Sie war eine Institution“, sagte der ehemalige Kempener Bürgermeister Karl-Heinz Hermans einmal. Er gehörte zur ersten Kindergarten-Gruppe, die Schwester Ina leitete. Bei den Vorstellungen der Ina-Medaille darf Hermans nicht fehlen. Ebenso wie Heinz-Wilhelm Wolters, der sich zwar aus der Vorstandsarbeit zurückgezogen hat, dessen Begeisterung für die gute Sache aber immer noch deutlich spürbar ist. Organisation und Verwaltung der Schwester-Ina-Stiftung erfolgen ehrenamtlich und so kann man sicherstellen, dass die Spenden zu 100 Prozent den Kindern zugutekommen.

Die Schwester-Ina-Stiftung unterstützt das Kinderheim St. Annenhof, aber auch darüber hinaus Kinder und Familien in Kempen, die Hilfe benötigen. Gegründet wurde sie, um den Kindern in Zeiten knapper Kassen etwas „über das Normale hinaus“ bieten zu können. Ganz oben auf der Liste stehen dabei die Angebote im Bereich Bildung, aber auch besondere Therapien, Fahrten oder Ausstattungen in der Einrichtung. Seit April leitet Dörte Großmann, Nachfolgerin des langjährigen Leiters Herbert Knops, die Einrichtung. Sie hob als gelungene Projekte besonders die Schulförderung als Unterstützung für die Schüler im Annenhof, die gut ausgestattete Künstlerwerkstatt, den Musikkeller und weitere freizeitpädagogische Angebote hervor. Auch traumatisierte Kinder profitieren von diesen Angeboten, die die Stiftung erst möglich macht. 

Fotos: Patrick van der Gieth, Ulrike Gerards