Bundespräsident a. D. Joachim Gauck hat im Oktober Kempen besucht und sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen – eine seltene Ehre. Dazu gibt es Gästebücher, in denen sich einige Promis finden. Erlebe Kempen hat einmal durchgeblättert.
von Ulrike Gerards
Dankbar. Dieses Wort schrieb Bundespräsident a.D. Joachim Gauck in das Goldene Buch der Stadt, als er im Oktober nach Kempen kam. Die Eintragung in dieses Buch ist eine besondere Ehre, die bisher noch nicht einmal zehn Menschen zuteilwurde. Erst aus Anlass der 700 Jahr Feier der Stadt 1994 wurde es begonnen und Bürgermeister Christoph Dellmans hütet es in seinem Büro. Hochrangige Gäste Kempens haben sich bei offiziellen Festakten auf den Seiten verewigen dürfen.
Der Erste war Joachim Kardinal Meisner. Der 2017 verstorbene Geistliche war von 1989 bis 2014 Erzbischof von Köln und somit direkter Nachfolger von Erzbischof Siegfried von Westerburg, der Kempen 1294 städtische Rechte verlieh. „Darum hatten wir Kardinal Meisner gefragt, ob er uns zur 700-Jahr-Feier noch einmal die Stadtrechte symbolisch verleiht“, erinnert sich Christoph Dellmans, der vor seinem Amt als Bürgermeister schon als Pressesprecher für die Stadt Kempen tätig war. Am 3. November 1993 gab es dazu eine Festmesse in der Propsteikirche und einen Festakt in der Paterskirche.
Aus diesem Anlass ist dann auch erst das Goldene Buch der Stadt eingeführt worden und es wurden Kriterien abgestimmt, wer sich dort eintragen kann. Es sind herausragende Persönlichkeiten, die sich stets im Rahmen eines Festaktes oder eines ähnlichen Ereignisses in das Buch eintragen. Ganz golden ist der Einband nicht, aber die Schrift schimmert Gold. Jede Seite wird von einer Kalligrafin eigens mit Namen, Funktion und Anlass der Eintragung versehen. Die Typografie ist immer gleich, eine Frakturschrift, in die sich die Kalligrafin erst einmal einarbeiten muss, ganz alltäglich ist sie ja heute nicht mehr. Auch das edle Büttenpapier stellt besondere Herausforderungen an die Schreiberin, weil die Tinte darauf schnell verläuft. Neben der Schrift gehört auch ein Bild der Persönlichkeit zum Eintrag dazu.
Nach Kardinal Meisner folgte Paul Spiegel, der von 2000 bis zu seinem Tod 2006 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland war und 2004 nach Kempen gekommen war, wo er unter anderem sein Buch „Was ist koscher? Jüdischer Glaube – jüdisches Leben“ vorstellte und es dazu eine Veranstaltung in der Paterskirche gab. Auf ihn folgten Friedhelm Decker und Gerd Sonnleitner vom Bauernverband, die das Jubiläum 125 Jahre Rheinischer Bauernverband 2007 in Kempen feierten. Die Verbindung zur Thomasstadt ergibt sich über Freiherr Felix von Loe, der den rheinischen Bauernverband am 8. November 1882 im Saal des damaligen Hotels Herriger in Kempen gründete und dessen erster Präsident er wurde. Die Statue von Loes steht noch heute an der Burgwiese.
Alle vier Preisträger der Thomas-Stele durften sich ebenfalls im Goldenen Buch verewigen. Der Bundestagspräsident Norbert Lammert, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Walter Kardinal Kasper waren dies bisher. Im Oktober kam nun der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hinzu.
Neben dem Goldenen Buch hat Kempen ein weiteres Gästebuch – oder besser gesagt drei. „Der Stadt Kempen anläßlich der Einweihung des neuen Rathauses gewidmet von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Ortsgemeinschaft Kempen!“, ist auf der ersten Seite des Buches vom 21. Mai 1967 zu lesen. Nachdem dessen Seiten gefüllt waren, kam ein neues Buch hinzu. Mittlerweile gibt es den dritten Band, der auch schon bald einen Nachfolger braucht. Das Gästebuch ist in der Form weniger streng. Zunächst wurden dort Name und Datum in normalen Druckbuchstaben eingetragen. Mittlerweile ist man aber auch darin zu künstlerischen Eintragungen für wichtige Besucher übergegangen. Zu besonderen Anlässen liegt es für alle Gäste zum Unterschreiben aus, zum Beispiel beim Abschied von Bürgermeister Karl Hensel oder zum 90. Geburtstag des Ehrenbürgers Karl-Heinz Hermans.
Ehemalige Bundeskanzler wie Willy Brandt und Helmut Schmidt (Foto links unten) trugen sich ein. Schauspielerin Uschi Glas freute sich ebenso in Kempen gewesen zu sein wie Moderator Dieter Thomas Heck. Fußballer Lukas Podolski (Foto links Mitte) kam einst als Werbegesicht der Prinzenrolle für eine Autogrammstunde ins Rathaus, was einen riesigen Ansturm verursachte, wie sich Christoph Dellmans erinnert. Einige Kempener Sportlerinnen und Sportler haben sich nach großen Erfolgen verewigt, wie die Sportschützin Amelie Kleinmanns, Tennis-Profi Daniel Altmaier oder Dressurreiterin Anna-Christina Abbelen. Die Prinzenpaare der Stadt tragen sich traditionell nach erfolgreichem Rathaus-Sturm ins Gästebuch ein. Der aktuelle Prinz Thomas muss nun erst noch beweisen, ob ihm der Sturm gelingt und er einer Eintragung würdig ist. Übrigens hatte sich auch TV-Fußballexperte und – heutige erlebe-Kempen-Interviewer – Ulli Potofski im Jahr 2011 in das Gästebuch eingetragen. Mittlerweile ist er bekanntlich selbst Kempener.
Die jüngsten Einträge stammen von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die im Mai am Rhein-Maas Berufskolleg zu Gast war, um dort mit Schülerinnen und Schülern zu sprechen, und NRW-Innenminister Herbert Reul, der im Zuge der landesweiten Aktion „Coffee with a Cop“ im September auf den Buttermarkt gekommen war.
„Ich bin froh, dass wir in letzter Zeit wieder mehr Eintragungen haben“, sagt Bürgermeister Dellmans. Viele Akteure in der Stadt, in Politik und Gesellschaft, würden dazu beitragen, dass Prominente nach Kempen kommen und so die Stadt von sich reden macht. Viele, die sich eintragen, nehmen dies gerne zum Anlass, um ein wenig in dem Gästebuch zu blättern. Ein interessanter Streifzug durch die Geschichte.
Foto: Patrick van der Gieth