„DaSein“ – echtes Zuhören statt großer Worte

Für Menschen, die trauern, oder aus anderen Gründen ein offenes Ohr suchen, gibt es ein neues Angebot. Ohne große Hürden oder Erwartungen – einfach Platz nehmen und Gesellschaft erfahren.

Als Nadine Mihm noch dabei ist aufzubauen, da hält der erste Interessierte schon kurz an. Der junge Mann nutzt die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch, bevor er auf dem Friedhof etwas Ruhe und Zeit für seine Gedanken finden möchte. Am Eingang des Friedhofs an der Berliner Allee ist Nadine Mihm, Gemeindeassistentin bei der katholischen Kirche in Kempen und Tönisvorst, an diesem Tag, um ein neues Angebot vorzustellen: „DaSein – Mitten im Leben. Mit offenem Ohr.“ Das Projekt hat sich im Rahmen des Zukunftslabors zum Prozess „Kirche für Kempen. Neu denken“ entwickelt. Dabei ist das Handlungsmodell „Mobile Kirche“ entstanden. Aus der Idee heraus, dass Kirche nicht darauf wartet, dass die Leute kommen, sondern dorthin geht, wo die Menschen sind, werden verschiedene Angebote entwickelt. „DaSein“ ist eines davon. Das Projekt versteht sich als mobile Seelsorge für Trauernde und alle, die einfach ein offenes Ohr suchen. Die Idee ist, präsent zu sein an wechselnden Orten, unkompliziert, offen und ansprechbar. 

Für Nadine Mihm ist „DaSein“ ein Herzensanliegen. Sie ist überzeugt: „Kirche wird da lebendig, wo sie Menschen in ihrem Alltag und ihren Lebensfragen ernst nimmt. Dasein ist eine der stärksten Formen, wo wir merken: Gott ist da.“ Wichtig ist aber auch, dass das Angebot konfessionsoffen ist. „Es geht nicht darum zu missionieren, sondern einfach darum, da zu sein“, erklärt Nadine Mihm. Es geht nicht um große Worte, sondern um echtes Zuhören, stille Rituale, kleine Zeichen der Nähe und das gemeinsame Aushalten von dem, was sprachlos macht. Ein Schwerpunkt des Projektes ist der Friedhof. Aber DaSein wird auch an anderen, vielleicht unerwarteten Orten in der Stadt stattfinden, an der Burg, auf dem Buttermarkt oder dem Concordienplatz zum Beispiel.

Schwerpunkt ist der Friedhof

Der Rahmen ist bewusst niederschwellig: Ein Teppich markiert einen kleinen eigenen Raum. Es gibt zwei Stühle für die Begegnung auf Augenhöhe. Kissen und eine Decke sorgen für Behaglichkeit. Eine brennende Kerze steht für Licht, Wärme und Hoffnung. Ein Tasse Tee oder ein Glas Wasser können stärken. Und manchmal ist auch ein Taschentuch oder ein Stückchen Schokolade hilfreich. Nadine Mihm hat kleine Mitgebsel vorbereitet. Impulskarten bieten kurze Gedanken, die Mut machen und Trost spenden. Zudem gibt es Infomaterialien über Anlaufstellen, an denen man sich über das DaSein-Angebot hinaus Unterstützung holen kann. 

Anfang September stellte Nadine Mihm das Konzept auf dem Friedhof vor. Acht Zuhörer zeigten sich gleich angetan von der Idee. „Das ist eine Marktlücke“, ist eine Zuhörerin gleich überzeugt. Nadine Mihm freut sich über Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die Lust haben, mitzuwirken und selbst als Ansprechperson zur Verfügung zu stehen.

Kontakt

Die nächsten Termine des
Projektes „DaSein“ sind am Dienstag, 14. Oktober, auf dem Neuen Friedhof an der Berliner Allee, sowie am Freitag, 17. Oktober, auf dem Wochenmarkt – jeweils 10 bis 12:30 Uhr. Außerdem gibt es eine Sonderaktion zu Allerheiligen,
1. November, auf dem Friedhof. Weitere Termine und Orte finden sich im Flyer, der an verschiedenen Stellen in der Stadt ausliegt, und online: gdg-kempen-tönisvorst.de

Wer Fragen zum Projekt hat oder mitwirken möchte, kann sich an Gemeindeassistentin Nadine Mihm wenden, unter Tel. 02152 897 1023 oder per E-Mail an: nadine.mihm@bistum-aachen.de