Mit den Besten am Start

In Kempen haben wir einige talentierte junge Sportlerinnen und Sportler, die zu Meisterschaften auf Landes- und Bundesebene antreten und sich mit den Besten messen. Wir haben Clara, Luise, Josi und Emil getroffen und mit ihnen über ihr Hobbys Reiten, Eiskunstlauf, Sportakrobatik und Eisschnelllauf gesprochen. 

Ulrike Gerards

Wir treffen uns am Reitstall. Logisch, denn hier verbringt Clara Walter die meiste Freizeit. „Wenn keine Schule ist, stehe ich hier auf der Matte“, sagt die fröhliche Elfjährige, die auf das Luise-von-Duesberg-Gymnasium geht. Vanda und Valero heißen die Pferde, die sie meistens dort reitet. Mit drei Jahren hat sie bei Ferien auf einem Reiterhof ihre Begeisterung für Pferde entdeckt. In der Reitschule Kempen hat sie alles Wichtige rund ums Pferd gelernt, hat mit Dressur angefangen und dann die ersten Versuche im Springen gemacht. In dieser Disziplin bestreitet sie nun auch Turniere – und reitet von Erfolg zu Erfolg.

Ihr bisheriges Highlight war das Finale des 8er-Team Rheinland in Langenfeld im November. Dort treten Teilnehmer an, die in einer Turnierprüfung Wertnoten von 8,0 oder besser erreicht haben. Die 30 Besten werden zum Finale eingeladen. Clara holte im Springen der Klasse U14 den ersten Platz. Auch die Kempener Stadtmeisterschaft 2023 ihres Reit- und Fahrverein (RFV) Schmalbroich Kempen war ein besonderes Event. Dort gewann sie ihre erste E-Dressur und war in der anspruchsvolleren A-Dressur weit vorne. „Wenn man die Wertnoten hört, dann ist das etwas ganz Besonderes“, erzählt sie.

Gegen die Besten der Region antreten – das ist sicher aufregend. Mittlerweile könne sie die Nervosität gut beiseiteschieben, besonders mit Valero, sagt die junge Reiterin. „Es ist auch für die Tiere wichtig, dass man ruhig bleibt, sonst würde sich die Nervosität übertragen.“ Seit gut einem Jahr reitet sie Valero und sie sind ein gutes Team geworden. Neben der Reittechnik ist Fitness wichtig, um erfolgreich zu sein. Daher steht Training für Gleichgewicht, Kraft und Kondition ebenfalls auf dem Programm. Zudem gehört die Pflege der Tiere dazu. Clara mag die tolle Stallgemeinschaft am Hülingsweg, besonders ihre „Ponybande“. Dort ist immer was los, die Tiere müssen bewegt und gepflegt werden, aber auch für Spaß ist immer Zeit. 

Ihr nächstes Ziel hat sie schon vor Augen: Sie möchte es wieder ins 8er-Team schaffen, diesmal in der Dressur. Und in eine höhere Klasse aufsteigen. „Ich fange nun erst einmal bei kleineren Turnieren an eine Klasse höher, also in der L-Klasse, zu starten – das wird um einiges schwieriger“, erzählt Clara. Im Springen geht sie die Klasse E und möchte sich im Training an die A-Klasse herantasten. „Das ist schon sehr hoch. Dafür möchte ich jetzt in den Osterferien besonders viel trainieren.“ In der nächsten Zeit freut sie sich unter anderem auf die Großen Kempener Reitertage des RFV vom 3. bis 5. Mai sowie die Kreismeisterschaften im Juni in Kempen. 

Eleganz auf dem Eis

Luise fliegt, dreht sich in der Luft und landet elegant auf den Füßen. Es ist eine kleine Kostprobe, die schon zeigt: Hier ist ein kleiner Profi am Werk. In der Regel trägt sie dazu Schlittschuhe und steht auf dem Eis. Die Neunjährige, die die vierte Klasse der Grundschule Wiesenstraße besucht, betreibt Eiskunstlauf als Leistungssport. Gezeigt hat sie den Axel. Sie übt schon den Doppelaxel, einen besonders schwierigen Sprung. 

Als Luise vier Jahre alt war, hat sie in Krefeld mit diesem Sport angefangen. Die Begeisterung fürs Eis liegt in der Familie. Mama Christine Cohnen war selbst Eiskunstläuferin, Onkel und Opa Eishockeyspieler. Daher übt Christine Cohnen mit ihrer Tochter auch selbst und merkte schnell: Luise hat Talent. Das Interesse an der Kempenerin war groß, sie war schon bei ihrer ersten Kür mit sechs Jahren in Dortmund aufgefallen. Nun trainiert sie beim Essener Jugend-Eiskunstlauf Verein, hat dort eine tolle Trainerin gefunden und steht fünf- bis sechsmal in der Woche auf dem Eis. Das Training im Leistungssport sei hart, sagt ihre Mutter. Aber Luise macht es viel Spaß, damit Erfolg zu haben. 

Zum Aufwärmen stehen tanzen und laufen an, dann Schritte, Pirouetten und Sprünge. Dazu kommt das sogenannte Off-Ice-Training, bei dem Sprungkraft, Kondition und Balance im Fokus stehen. Unterricht in der Ballettschule in Kempen hilft ihr zudem bei der Beweglichkeit. Auch im Sommer geht das Training auf dem Eis weiter. Am Wochenende fährt Luise dazu zum Landesleistungsstützpunkt in Dortmund. In den Sommerferien trainiert sie drei Wochen in Oberstdorf. Dort helfen dann unter anderem zwei Choreografen dabei, den Ausdruck in der Kür zu verbessern. 

Bei der ersten Kür war sie gar nicht aufgeregt, erinnert sich Luise. „Ich bin aufs Eis gegangen, lief meine Kür und habe nicht darüber nachgedacht.“ Zwischendurch war das dann anders, da kam die Aufregung. Für Christine Cohnen war es wichtig, in dieser Phase ruhig zu bleiben und keinen Druck auszuüben. Mittlerweile ist Luises Unsicherheit verflogen. Selbstbewusst und ehrgeizig ist sie. Sie lernt schnell und hat bereits die Kürklassen 4 und 3 absolviert – von der 8 startet man und arbeitet sich hoch zur Kürklasse 1. 

Bei der Landesmeisterschaft hat Luise den zweiten Platz belegt. Die besten Drei aus Nordrhein-Westfalen starteten beim Deutschland-Pokal in Stuttgart, wo sie Platz 16 belegte. „Es ist einfach toll, wenn ich aufs Eis gehe. Ich freue mich dann einfach“, sagt sie. Die Sprünge machen ihr besonders Spaß. Die anderen Teilnehmerinnen seien ihr egal. Ihr ist nur wichtig, dass sie selbst gute Leistungen abliefert und ihre Sprünge meistert. 

Teamwork bei der Sportakrobatik

Mit dem Kinderturnen bei der Vereinigten Turnerschaft (VT) Kempen hat alles angefangen – mittlerweile hat es Josefin Hahn ins Leistungszentrum Sportakrobatik (LZSA) in Düsseldorf geschafft. Dort trainiert die Zehnjährige, die die vierte Klasse der Regenbogenschule besucht, viermal in der Woche. Über das Hochleistungsturnen kam sie Anfang 2023 zur Sportakrobatik. Dabei zeigen die Sportlerinnen und Sportler auf einer zwölf mal zwölf Meter großen, gefederten Matte ihr elegantes Können. 

Sportakrobatik ist eine Mischung aus Tanz und Partnerakrobatik, synchron zu sein, ist dabei besonders wichtig. Mit der 14-jährigen Karolina trainiert Josi als Damenpaar in der Nachwuchsklasse. Josi ist die Oberpartnerin, absolviert also Elemente von der Hand der Unterpartnerin, die sie wirft und auffängt. Das macht Josi besonders viel Spaß. Beim Training ist sie dabei durch eine Longe, also mit Gurt und Seilen, gesichert. „Da verheddere ich mich schon mal“, erzählt Josi lachend. Aber auch Handstand und Balance-Elemente gehören dazu. Trainer Konstantin Yakovlev gibt Tipps, verbessert und kontrolliert die Elemente. Zusätzlich gibt es eine Choreographin, die für das Verbinden der Elemente zur Musik zuständig ist. 

Teamwork ist bei diesem Sport sehr wichtig, für die Übungen benötigt man großes Vertrauen. Der Spaß kommt dabei nicht zu kurz. Coole Witze gehören dazu, erzählt Josi. Wenn sie im Gespräch mal eben den „Mexi“ zeigt, einen Handstand, bei dem die Füße weit über die Schultern reichen, sieht das elegant und federleicht aus, erfordert aber eine Menge Kraft. Daher gehört Krafttraining ebenfalls dazu. Balletttraining sorgt zudem für Beweglichkeit. 

Bei den Wettkämpfen, etwa einer pro Monat, wird es ernst. Josi ist dann geschminkt, hat ihre Haare fest zusammengebunden und trägt den Wettkampfanzug mit vielen Strasssteinen. Dafür legt Familie Hahn auch mal weitere Wege zurück. Die Erfolge sprechen für sich: Bei den NRW-Nachwuchsmeisterschaften in Hattingen belegte das Duo den 2. Platz, bei den Nord-Westdeutschen Meisterschaften in Kiel den 4. Platz, bei den Deutschen Meisterschaften der Nachwuchsklasse in Taucha bei Leipzig als bestes Damenpaar aus NRW den 10. Platz von 25 Paaren. 

Das Training macht Josi viel Spaß – und vor allem für den Erfolg lohnt sich die Mühe. „Ich gewinne gerne die Pokale und Medaillen“, sagt sie. Wenn sie dann auf dem Treppchen steht, freut sie sich riesig. Ihr großes Ziel wäre es, die Deutsche Meisterschaft, also die Bestenermittlung, zu gewinnen und dabei auf dem Treppchen ganz oben zu stehen. 

Die Schnellsten auf dem Eis

Emil Prill gehört zu den schnellsten D-Junioren auf dem Eis. Er konnte in diesem Jahr bei den Deutschen Meisterschaften im Eisschnelllauf in Erfurt antreten. Zuvor hatte der Zwölfjährige, der das Gymnasium Thomaeum besucht, bei den NRW-Meisterschaften der D-Junioren über 300 Meter den ersten Platz belegt. 

Schon seit er vier Jahre alt ist, steht Emil auf dem Eis und trainiert beim Eisschnelllauf-Club-Grefrath auf dem 400-Meter-Ring im Grefrather EisSport & EventPark. Auch bei ihm liegt die Leidenschaft für den Eissport in der Familie. Mutter Christiane Prill wurde bereits selbst als Jugendliche bei den D- und C-Junioren Deutsche und Europameisterin. 

Emil gelang der Qualifikationserfolg mit einer Zeit von 30,99 Sekunden, 31 Sekunden dürfen es höchstens sein. Anfang Januar ging es zunächst zum Nachwuchs-Cup in Berlin, im Februar dann zu den Meisterschaften in Erfurt. Emil konnte seine Zeit noch einmal verbessern und landete in der Gesamtwertung auf Platz 16 von 19 Startern. In seiner Altersklasse kam er auf den vierten Platz. Die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften war für ihn ein besonderes Erlebnis. „Die Atmosphäre ist ganz anders“, erzählt Emil. 

Auf dem Eis ist stets volle Konzentration angesagt, keiner redet, es ist vollkommen still. Jeder ist voll fokussiert. Mentale Stärke macht viel aus. Bestzeiten laufen, die eigene Zeit unterbieten – das mag Emil am Eisschnelllauf. „Wenn du fährst, du den Wind im Gesicht hast und alle dich anfeuern – das ist schon cool.“  

Im Winter wird ein- bis zweimal in der Woche Eisschnelllauf trainiert. Dann geht es besonders um die Technik, im Sommertraining sind Kraft und Ausdauer im Fokus. In den Herbstferien geht es für  ihn eine Woche nach Inzell ins Trainingslager. Das ist dann auch der Startschuss für die nächste Wettkampfsaison. Zwischen Oktober und März finden dann alle zwei Wochen Wettkämpfe statt. Neben dem Eisschnelllauf spielt Emil begeistert Fußball beim SV Thomasstadt. 

In diesem Jahr gehörte er in Erfurt zu den Jüngeren bei den D-Junioren. Dort kann er im nächsten Jahr also noch einmal antreten. Die Qualifikation erneut zu schaffen, ist auf jeden Fall Emils großes Ziel.